Eine saubere Lösung fürs Regenwasser
Arnsberger Unternehmen investiert in eine dezentrale Anlagentechnik
Die Reinigung organisch sowie anorganisch belasteter Verkehrsflächenabflüsse stellt eine zunehmend größere Herausforderung dar. Hierbei gewinnt die dezentrale Niederschlagswasserbehandlung verstärkt an Bedeutung. Grundvoraussetzung für den Einsatz der dezentralen Anlagentechnik ist jedoch, dass sie in den Punkten Reinigungsleistung, Schadstoffrückhaltung und Standzeit hohen Qualitätsansprüchen standhält. In Nordrhein-Westfalen (NRW) regelt der sogenannte Trennerlass (MUNLV, 2005) die Anforderungen an die Niederschlagsentwässerung im Trennverfahren.
Das Unternehmen Dallmer Sanitärtechnik in Arnsberg hat sich im Rahmen einer insgesamt 20.000 Quadratmeter umfassenden Standorterweiterung für eine dezentrale Regenwasserbehandlungstechnik der ENREGIS GmbH entschieden. Das beauftragte Planungsbüro Hellmann aus Arnsberg fand eine für die Erweiterung nur unzureichend dimensionierte Entwässerungsinfrastruktur vor. Speziell im Bereich der neu geschaffenen Park- und Wegeflächen konnte keine Anbindung an ein bestehendes Kanalnetz erfolgen.
Wohin mit dem Wasser?
Unterschiedlich stark belastetes Abwasser der Mitarbeiter-Parkflächen sowie Straßen- und Wegeflächen sollten in ein ganzheitliches Regenwasserbehandlungs- und Retentionskonzept eingebunden werden. Eine dezentrale Behandlung der Verkehrsflächenabläufe über einen belebten Bodenfilter (Mulde) mit Versickerung war aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht möglich. Die Lösung besteht nun darin, ein in direkter Umgebung verlaufendes Oberflächengewässer (Baumbach) als Vorfluter zu nutzen. Zuvor muss das Regenwasser allerdings behandelt werden. Häufig sind darüber hinaus auch die Einleitungsmengen reglementiert, die zu einer weiteren Retentions- beziehungsweise Drosselmaßnahme im Zulauf des Vorfluters führen. Die qualitative Behandlung kann über eine definierte Oberbodenpassage, einen Retentions-Bodenfilter oder mittels einer technischen dezentralen Regenwasserbehandlungsanlage unterirdisch erfolgen. Dies gilt auch für die Einleitung von stofflich belasteten Verkehrsflächenabflüssen in eine dezentrale Versickerungsanlage. Um die Wasserqualität des Vorfluters, in diesem Fall des Baumbaches, zu schützen, setzt die Genehmigungsbehörde sehr hohe Maßstäbe an die Qualität des einzuleitenden Abflusses im Arnsberger Gewerbegebiet Wiebelsheide.
Was alles mitschwimmt
Die stoffliche Belastung von Verkehrsflächenabflüssen setzt sich vorwiegend aus organischen und anorganischen Stoffen wie Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) und Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) zusammen, die in gelöster oder partikulär gebundener Form im Flächenabfluss auftreten. Vermehrt hat man es auch mit Nährstoffen wie Phosphor, Nitrit und Nitrat, Phenolen und mit Pestiziden wie Glyphosat zu tun. Letzteres wird als Bestandteil von Unkrautvernichtungsmitteln eingesetzt. In Untersuchungen wurden erhebliche Mengen dieses Stoffes in Genussmitteln wie Bier nachgewiesen. Bei der Betrachtung der anorganischen Stoffe sollte man auch das Streusalz (NaCL), bedenken. Auch organische und technische Enteisungsmittel von Sonderflächen wie Flughäfen oder Autobahnen können zu einer extremen Belastung der Gewässer und Böden führen.
Bevor die Schmutzfrachten aus dem Bereich der KFZ-belasteten Flächen im Projekt Dallmer behandelt werden konnten, mussten sie gemäß Trennerlass NRW in die Kategorie II eingestuft werden. Das Planungsbüro entschied sich für eine zweistufige Regenwasserbehandlungsanlage. Dieses System besteht aus einer kombinierten Sedimentations-, Abscheideanlage mit integriertem Koaleszenzabscheider des Typs ENREGIS/Vivo CRC.
Unterirdische Anlage für die Regenwasserbehandlungstechnik
Die im Dauerüberstau betriebene, zweistufe Behandlungsanlage basiert auf dem Wirkprinzip der Dichtetrennung, der Filtration sowie einer zweistufigen Leichtflüssigkeitsabscheidung nach dem Koaleszenzverfahren. Leichtflüssigkeiten können so von der Wasseroberfläche im Vor-und Grobfilterbereich abgesaugt werden. Die Filterstufe ist als wartungs- und kostenoptimiertes Bauteil ausgelegt. Die Koaleszenzstufe kann werkzeuglos entnommen und gereinigt werden. Ein weiterer Vorteil der Anlage ist, dass sie sowohl bei der Neuplanung direkt oder auch in bereits bestehende Straßenabläufe eingesetzt werden kann, ohne bauliche Anpassungen vornehmen zu müssen.
Um auch den Einleitungsmengenvorgaben von zehn Litern pro Sekunde zu entsprechen, musste ein zusätzlicher Retentionsraum mit gedrosselter Ableitung eingebaut werden. Aufgrund der nur sehr begrenzt zur Verfügung stehenden Fläche entschied man sich für eine unterirdische Retentionsanlage aufbauend auf dem Hochlasthohlkörpersystem des Typs ENREGIS/X-Box. Es zeigt im Bereich der Lastaufnahme und Lastabtragung besondere Stärken gegenüber herkömmlichen Kunststoffhohlkörpern- bzw. Tunnelsystemen. Das vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zugelassene Schwerlastsystem mit einer zertifizierten Berstdruckfestigkeit von mehr als 600 Kilonewton pro Quadratmeter kann selbst bei extrem oberflächennahem Einbau des Retentionskörpers die Belastung aus dem Verkehrsraum aufnehmen und langfristig sicher ins Erdreich ableiten.
Bedingt durch die optimierte Leichtmodulbauweise des Systems konnte das zirka 150 Kubikmeter fassende Retentionsbecken in weniger als einem Tag übergeben werden. Die Regenwasserbehandlungs- und Retentionslageanlage wurde für eine fünfjährige Überschreitungshäufigkeit eines Starkregenereignisses ausgelegt. Eine vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellte Software übernimmt die Auslegung der Verfahrensstufen bis hin zur Berechnung des Rückhaltevolumens der Versickerungsrigole.
Weitere Informationen über Enregis finden Sie auch auf unserer Internetseite unter dem folgenden Link.