Der Bioland Verband stellt sich vor – die Zukunft ist grün!
KOMMUNALtopinform sprach mit dem Geschäftsführer Dr. Christian Eichert über Erfolge und Herausforderungen des ökologischen Landbaus in Baden-Württemberg
Der Bioland e.V. ist mit derzeit knapp 8.000 Landwirten, Gärtnern, Winzern und Imkern Deutschlands größter Verband für ökologische Landwirtschaft. Über tausend Hersteller und Händler – vom Bäcker über Metzger und Gastronomen bis hin zu großen Handelshäusern – haben sich als Partner ebenfalls dem Verband angeschlossen. KOMMUNALtopinform hat mit Dr. Christian Eichert, Geschäftsführer von Bioland in Baden-Württemberg, über die Zukunft der Landwirtschaft und die Besonderheiten im deutschen Südwesten gesprochen.
KOMMUNALtopinform: Herr Dr. Eichert, wie lange gibt es Ihren Verband eigentlich schon?
Dr. Eichert: Bioland wird in wenigen Jahren fünfzig. Seit den Gründungsjahren haben wir unser Ziel – die Entwicklung einer enkelgerechten Form der Land- und Lebensmittelwirtschaft – nicht aus den Augen verloren. Als Gegenentwurf zur Intensivlandwirtschaft leben bei uns die Nutztiere tiergerecht, wir verzichten auf Pestizide und schonen das Grundwasser. Unsere Mitglieder erzeugen hochwertige und gesunde Lebensmittel. Sie wirtschaften ökonomisch erfolgreich, ökologisch sinnvoll und sozial verträglich.
Wie könnten Kommunen einen Beitrag zur Verbesserung der Artenvielfalt leisten?
Durch kluge Kommunalpolitik kann viel für den Erhalt einer ökologisch wertvollen Kulturlandschaft erreicht werden. Die vielfältigen Fördermöglichkeiten für den Erhalt von Hecken und Rainen als Lebensräume für Vögel und Insekten, aber auch für Streuobstwiesen und Blühwiesen für die Bienen sollten genutzt werden. Sehr wichtig ist die Wissensvermittlung: Kindergartengruppen und Schulklassen sollten gezielt über Artenvielfalt und Vorteile ökologischer Landwirtschaft aufgeklärt werden. Kommunen können einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie ihre eigenen Flächen bevorzugt an Biobauern verpachten.
Welche Bedeutung hat die Schafhaltung im Südwesten?
Die Schafhaltung nimmt auf der Schwäbischen Alb eine wichtige Rolle ein. Die Alb ist für die Wanderschäferei international bekannt. Typisch sind die Wacholderheiden und Kalkmagerrasen – sie wurden sogar als ein herausragendes Merkmal des UNESCO-Biosphären-Reservates hervorgehoben. Das Land Baden-Württemberg hat deshalb auch einen Leitfaden zur Schafhaltung entworfen. Trotzdem steht die Branche vor riesigen Herausforderungen. Gemeinsam mit der Politik müssen Lösungen gesucht werden, damit uns die Tradition der Wanderschäferei erhalten bleibt.
Gibt es echte Bioland-Erfolgsgeschichten?
Ein schönes Beispiel ist die Familie Hinterseh mit ihrem Biomarkt Rothaus in Breisach. Die Familie engagiert sich bereits seit 1999 für Ökologie. Ausgehend von einem Hof wurde das Angebot nach und nach erweitert. Heute beinhaltet das Gesamtkonzept neben einer Bioland-Bäckerei ein Café und einen Bio-Supermarkt. Das Rothaus steht für Kindergartengruppen und Schulklassen offen und zeigt, wie Ökologie im realen Leben funktioniert. Die interessierte Öffentlichkeit kann somit riechen, sehen, schmecken und spüren, wie die Dinge zusammenhängen. Mit rund 30 Angestellten ist der Betrieb ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Ich könnte Ihnen noch viele weitere Erfolgsbeispiele für ökologisch stimmige Gesamtkonzepte aufführen.
Wie sieht es eigentlich mit der Gastronomie aus?
In der Sterne-Gastronomie gehört der Einsatz von Öko-Erzeugnissen mittlerweile zum guten Ton. Wir spüren momentan einen anhaltenden Trend hin zu ökologischer und regionaler Produktherkunft – im Sinne einer Sehnsucht nach dem Echten und Ursprünglichen. Ein Paradebeispiel ist das Restaurant Erasmus in Karlsruhe. In Zeiten einer rasanten Umstellung vieler Milchviehbetriebe auf Öko ist nun auch die Bio-Milch ein wichtiger Ansatzpunkt. Um die Zusammenarbeit zwischen ökologischer Viehwirtschaft und Gastronomie zu stärken, haben wir die sehr erfolgreiche Bioland-Milchkampagne gestartet.
Bio-Produkte werden beim Endverbraucher immer beliebter …
Viele setzen auf Bio, weil ihnen eine gesunde Lebensumwelt am Herzen liegt. Aber auch der Geschmack zählt. Wer einmal in einen ökologischen Apfel gebissen oder ein Schnitzel von einem artgerecht gehaltenen Bio-Schwein gegessen hat, wird nie wieder etwas anderes wollen. Gerade bei den Fleischprodukten sind die geschmacklichen Unterschiede gravierend.