Industrie-Areal wachgeküsst
„Bunter und munter“ geht es ab April auf der Landesgartenschau in Wangen zu
Unter dem Motto „kunter bunter munter“ eröffnet am 26. April in Wangen im Allgäu die Landesgartenschau 2024. Dafür wurde die historische Altstadt mit dem ehemaligen Industriegelände Erba, einer früheren Baumwollspinnerei, verbunden.
Seit ihrem Konkurs 1992 versank das rund 15 Hektar große Gelände mit zwei massiven Spinnereigebäuden, einer riesigen Weberei und verschiedenen bewohnten Gebäuden in einen Dornröschenschlaf. In Zeiten der Hochkonjunktur des Textilbetriebs arbeiteten hier rund 1400 Menschen. Sehr viele von ihnen lebten auf dem Gelände oder in unmittelbarer Nachbarschaft und verbrachten dort ihre Freizeit. Mit dem Rückenwind der Landesgartenschau 2024 konnte nun eine städtebauliche Entwicklung für das Gebiet eingeleitet werden. Hier wird nun ein neuer pulsierender Stadtteil entstehen.
Das Büro lohrer.hochrein aus München gewann 2014 den EU-weiten Realisierungswettbewerb zur Planung des Landesgartenschaugeländes und übernahm diese Aufgabe. Der Plan nimmt den Fluss Obere Argen, der durch die Stadt führt, in die Mitte und verbindet das alte Industriegelände mit der historischen Altstadt. Dazu kam der Beschluss, das Angebot des Landes Baden-Württemberg anzunehmen und die Obere Argen zu revitalisieren. Sie wurde aus ihrem steinernen Korsett geholt und an einigen Punkten zugänglich und erlebbar gemacht.
Die Stadt Wangen vertraute bei der Vergabe der Erba-Sanierungsobjekte auf ihre eigenen Kräfte und übergab jedes Objekt einzeln an Liebhaber. Damit sollten Menschen zum Zuge kommen, die sich mit der Aufgabe identifizierten und vielleicht sogar einen Lebenstraum verwirklichen konnten. In städtischer Hand blieben der Schornstein am Platz der Neuen Mitte, das Comptoir-Gebäude und das ehemalige Baumwolllager samt Pförtnergebäude. Dort entstand eine Veranstaltungshalle mit dem Charme der alten Fabrik.
Energetisch versorgt wird das neue Stadtviertel klimafreundlich über Nahwärme aus der eigenen Energiezentrale. Parallel dazu wurden auch die benachbarten Auwiesen verschönert. Anwohner bekamen neue Unterkünfte, auch ein Reitverein siedelte mit Hilfe der Stadt um. Ziel war es, das Gebiet klimafreundlich im Rahmen der Holzbau-Offensive des Landes Baden-Württemberg zu entwickeln. Mitten im Gelände ist so ein neuer kommunaler Kindergarten in der Entstehung.
Während der Landesgartenschau steht jedoch vor allem die Parklandschaft im Mittelpunkt. So wurden für das Frühjahr 62.000 Tulpen- und Narzissenzwiebeln gesetzt. Sie werden zu Beginn der Schau ein farbenprächtiges Muster bilden. Die Gartenbau-Ingenieurin Birgit Rosenberger-Rausch hat das Konzept entwickelt. Sie sah bei der Bepflanzung bunte Bänder vor sich, die wie Stoffstreifen ineinander fließen und so an die Geschichte der einstigen Baumwollspinnerei Erba erinnern. Auch 3000 neue Bäume und Sträucher wurden gepflanzt.
Die Landesgartenschau läuft vom 26. April bis zum 6. Oktober. Insgesamt sind 2000 Veranstaltungen geplant.