Mit Wasserstoff unterwegs
Umweltfreundlich mit Prominenz durch Frankreich: Piccard stellt Rekord auf
Mit dem Wasserstofffahrplan bis 2030 hat die Hyundai Motor Group einen Ausbau der Produktionskapazität für Fahrzeuge und Systeme mit Brennstoffzellen formuliert. Die Produktion soll auf 700.000 Einheiten pro Jahr steigen. Neue Geschäftsmodelle mit Drohnen, Schiffen und Gabelstaplern sollen durch Einsatz der Speichersysteme außerhalb des Transportgewerbes gefunden werden.
„Wir sind zuversichtlich, dass Wasserstoff den Transportsektor verändern und zu einem weltweiten wirtschaftlichen Erfolg wird“, betonte Hyundais Vizepräsident Euisun Chung. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die jährliche Fertigungskapazität von 500.000 Fahrzeugen mit Brennstoffzelle geschaffen werden. Dazu wird auch das zweite Brennstoffzellenwerk in Korea von 3000 Einheiten im Jahr 2018 auf 40.000 Einheiten bis 2022 ausgebaut.
In der Regel eine Reichweite von 666 Kilometern
Die Leistungsfähigkeit des Wasserstoffs hat auch einen Abenteurer überzeugt. Von der Solartechnik auf den Wasserstoffbetrieb ist Bertrand Piccard zumindest für eine Reise umgestiegen. Der französische Ballonfahrer hat mit einem Hyundai Nexo einen Weltrekord aufgestellt. Mit einer einzigen Tankfüllung legte er die Strecke von Sarreguemines in der Moselregion Grand Est bis zum Musée de l’Air et de l’Espace in Le Bourget (nordöstlich von Paris) zurück. Ihm reichte eine einzige Füllung des Wasserstofftanks für 778 Kilometer. Am Ziel verkündete der Bordcomputer, dass Piccard sogar noch 49 Kilometer hätte fahren können. Üblicherweise hat der Nexo eine Reichweite von 666 Kilometern (nach WLTP-Zyklus).
Ungeachtet des zusätzlichen Gewichts hat er auf seiner Rekordfahrt prominente Passagiere mitgenommen. Fürst Albert von Monaco, Großherzog Henri von Luxemburg und Frankreichs Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire nahmen neben ihm Platz, um sich über die Vorteile der Brennstoffzellentechnologie zu informieren.
Piccard hat bereits Geschichte geschrieben: Er war der Erste, der die Welt erst in einem Ballon und dann in einem Solarflugzeug umrundete. Hätte er für die Fahrt nach Le Bourget ein vergleichbares Fahrzeug mit Verbrennungsmotor benutzt, dann hätte es 111 Kilogramm Kohlendioxid ausgestoßen.
„Während einige noch an der Relevanz von Wasserstoff zweifeln, setzen wir bei Hyundai schon sehr lange auf diese Technologie und sehen Wasserstoff als eine Lösung für die umweltfreundliche Mobilität“, erklärte Jürgen Keller, Geschäftsführer von Hyundai Motor Deutschland. Seit 2013 laufen wasserstoffbetriebene Fahrzeuge vom Band. Der 163 PS starke Nexo, der seit 2018 in Serie produziert wird und bereits die zweite Generation eines Brennstoffzellenfahrzeugs von Hyundai darstellt, verbraucht 0,84 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer. Der Tank lässt sich in etwa fünf Minuten füllen.
Der Öffentlichkeit die Angst vor Wasserstoff zu nehmen, das sieht Hyundais Vizepräsident als wichtige Aufgabe des Hydrogen Councils an. Der Wasserstoffrat ist inzwischen
auf 81 Mitglieder gewachsen. Er soll nach Chungs Meinung den „zügigen Wandel zur Wasserstoffgesellschaft“ vorantreiben.
Studie zeigt erhebliches Potenzial für Kostensenkungen
Dafür sieht er Kostenreduzierung, Sicherheitsmanagement und Akzeptanzstärkung als die Hauptpunkte an. Laut dem Bericht des Wasserstoffrats werden die Kosten bis 2030 vor-
aussichtlich um 50 Prozent sinken. Damit kostet Wasserstoff dann genauso viel wie andere alternative Antriebsstoffe.
Der vom Wasserstoffrat in Auftrag gegebene Bericht wurde von McKinsey in Zusammenarbeit mit E4Teck erstellt. Die Studie zeigt erhebliches Potenzial für Kostensenkungen bei mehr als 20 Wasserstoffanwendungen auf, die etwa 15 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs ausmachen. Dazu gehören neben Fern- und Schwertransporten Industrieheizungen und das Energiesystem.
Die ersten 50 Lastwagen mit umweltfreundlichem Brennstoffzellenantrieb von Hyundai sollen in diesem Jahr in die Schweiz ausgeliefert werden. Bis 2025 sollen 1600 H2 Xcient-Lkw geliefert werden.
Sie verfügen über ein neuartiges 190-kW-Wasserstoff-Brennstoffzellensystem mit zwei parallel geschalteten Brennstoffzellenstacks. Sieben Wasserstofftanks sorgen mit einer Speicherkapazität von 35 Kilogramm Wasserstoff für die Reichweite von mehr als 400 Kilometern. Ziel des Joint Ventures von Hyundai Hydrogen Mobility und Hydrospider ist es, zur Versorgung in der Schweiz und weiteren europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Norwegen ein Wasserstoffverbundsystem aufzubauen, allerdings ist eine Markteinführung des H2 Xcient in Deutschland nicht vorgesehen.
Georg Dlugosch