Wasser bleibt im Stadtgebiet
Walldorf realisiert ein Paradebeispiel für das Regenwassermanagement der Zukunft
Ein Paradebeispiel für nachhaltiges und zukunftsweisendes Regenwassermanagement ist das Neubaugebiet Walldorf-Süd. Von der Stadt Walldorf im Jahr 2010 erschlossen, liegt es in einem Wasserschutzgebiet der Klasse III B. Aufgrund der Lage waren besondere Maßnahmen für den Schutz des Grundwassers erforderlich. Entsprechend komplex war die Erschließungsplanung des ersten Bauabschnitts, mit der zu dieser Zeit Diplom-Ingenieur Arno König beauftragt war.
Inzwischen konnte auch der zweite Bauabschnitt im Neubaugebiet Walldorf-Süd mit dem Regenwassermanagement von HAURATON abgeschlossen werden. Anlass genug, um mit Arno König im Interview einen Blick auf die Herausforderungen und Erfahrungen von damals und heute zu werfen.
Herr König, welche Anforderungen wurden in Walldorf an die Entwässerung der Freiflächen gestellt – und wo lagen die besonderen Hürden?
Das Gebiet sollte so erschlossen werden, dass das Regenwasser vor Ort verbleiben kann. Es gab damals ein Modellprojekt des Fraunhofer-Instituts in Malsch bei Karlsruhe. Dort wird Schmutzwasser wie auch Regenwasser mittels Unterdruckentwässerung gesondert gefasst und behandelt. Diesem Prinzip sollte das Konzept der Stadt Walldorf folgen.
Welche unterschiedlichen Areale mussten dabei beachtet werden? Kriterien wie Belastungssituation oder Nutzung verlangten ja nach einer besonderen Behandlung…
Unbedingt, alles sollte ineinandergreifen. Zunächst waren feste gestalterische Vorgaben wie Straßenverlauf und Bebauungsflächen zu berücksichtigen. Daneben gab es aber auch Freiflächen, Kinderspielplätze oder landschaftliche Ausgleichsflächen. Der im Süden parallel verlaufende Lärmschutzwall reduziert die mögliche Muldenfläche. Es wurde eine Lösung gesucht, durch die das Niederschlagswasser dezentral versickert – unmittelbar dort, wo es anfällt.
Worauf geht die Pflicht zur Reinigung des Niederschlagswassers zurück?
Beim Neubaugebiet Walldorf-Süd handelt es sich um ein reines Wohngebiet. Deshalb war davon auszugehen, dass keine größeren Schadstoffmengen zu bewältigen sein würden. Das Land Baden-Württemberg verlangt jedoch vor dem Einleiten von Regenwasser in das Grundwasser eine Reinigung über den Oberboden oder über ein Substrat. Von der Stadt Walldorf war ein hundertjähriges Regenereignis für die Bemessung zugrunde gelegt worden. Selbst auf den ausgewiesenen Baugrundstücken ist ein zehnjähriges Niederschlagsereignis zu bewirtschaften. Eine stolze Forderung. Es war nicht einfach das umzusetzen, aber wir haben es mit den Rinnen von HAURATON und Mulden-
rigolen geschafft. Deshalb wollte man im zweiten Bauabschnitt, der rund zehn Jahre später realisiert wurde, beim gleichen bewährten System bleiben.
Wie sind die Erkenntnisse dazu aus heutiger Sicht?
Überzeugende Kernerkenntnis war, dass sich die Angaben von HAURATON bezüglich der wartungsfreien Betriebszeit von zehn bis zwanzig Jahren bisher vollständig bewahrheitet haben. Ein Großteil der Filterrinnen, die im ersten Bauabschnitt eingebaut wurden, verfügt zum aktuellen Zeitpunkt, also nach 13 Jahren Nutzungsdauer, immer noch über mehr als 50 Prozent Puffer, so dass die vorausgesagten 20 Jahre ohne Wartungsbedarf garantiert überschritten werden.