
Individuelles Lernen: Klassenzimmer gibt es nicht mehr. In der offenen Lernumgebung steht jedem Kind ein eigenes Lernatelier zur Verfügung.
Wutöschingen macht (digitale) Schule
Der SPD-Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann informiert sich über ein außergewöhnliches Lernkonzept
Wie kann sich Schule verändern, digitaler werden und auf aktuelle Herausforderungen reagieren? Auf diese Fragen hat die Alemannenschule Wutöschingen (ASW) im Landkreis Waldshut spannende Antworten, findet der SPD-Landespolitiker Jonas Hoffmann. Beim gemeinsamen Besuch mit dem SPD-Kreisvorsitzenden Peter Schallmayer erhält man einen Eindruck von den Ansätzen der Schule, wobei einige von denen der Regelschulen deutlich abweichen.
Rektor Stefan Ruppaner empfängt die beiden Gäste nicht etwa in seinem Büro, sondern mitten im Geschehen, an einem Tisch im Gruppenarbeitsraum. Ruppaner erläutert, was die Gemeinschaftsschule in Wutöschingen anders macht: So habe man Klassen und Klassenräume abgeschafft. Das neue Raumkonzept fällt auf: Viele offene Räume mit viel Glas. Auch klassischen Frontalunterricht sucht man in Wutöschingen vergeblich. Wie funktioniert eine Schule ohne Unterricht? Die Antwort Ruppaners ist die digitale Lernumgebung „DiLer“, die auf den Tablets der Schüler installiert wird. Die Tablets werden bei der Gemeinde für zwölf Euro im Monat gemietet.
Bücher und Tafeln sind Geschichte
Schulbücher findet man an der ASW nicht, sie „eignen sich nicht für das selbstorientierte Lernen“, so Ruppaner. Schüler arbeiten sich selbstständig durch die Lektionen, und schreiben „Gelingensnachweise“, wenn sie sich dazu bereit fühlen. Digitalpolitiker Jonas Hoffmann freut, dass die Schule in der Digitalisierung vorangeht: „Schulen brauchen eine umfassende Idee davon, wie sie digital arbeiten wollen: von den Endgeräten über Software und Prozesse bis hin zu den Anzeigegeräten.“ Tafeln wurden an der ASW abgeschafft, stattdessen sieht man Bildschirme.
Frontalunterricht abgeschafft
Frontalunterricht gibt es hier nicht mehr: Lehrkräfte bieten nur noch sogenannte Inputs an, deren Besuch häufig freiwillig ist. So entfällt auch viel Zeit für die Vor- und Nachbereitung von Unterricht. Stattdessen kann individuell auf Fragen eingegangen werden. Im Endeffekt bleibt mehr Zeit für die Betreuung der Schüler: Jede Woche findet ein persönliches Coaching-Gespräch mit der Lehrkraft statt, an Regelschulen fast unmöglich.
Peter Schallmayer, selbst Lehrer, sieht die ASW als gelungene Weiterentwicklung von Schule: „Die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler ist beeindruckend. Wir brauchen definitiv mehr Schulen nach dem Modell der Alemannenschule Wutöschingen.“
Vielfältiges Angebot erwünscht
Doch auch klassische Schulen hätten ihre Berechtigung, weiß der Kreisvorsitzende: „Ich kenne viele junge Menschen, die im traditionellen Unterricht gut lernen können und dort auch gut aufgehoben sind. Es kommt einfach auf ein vielfältiges Angebot an, damit jede Schülerin und jeder Schüler für sich das Passende findet.“

Zu Besuch in der Alemannenschule Wutöschingen bei Schulleiter Stefan Ruppaner (links): der SPD-Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann (Mitte) und der SPD-Kreisvorsitzende Peter Schallmayer (rechts)