Eine saubere Mission in jeder Hinsicht
Kommunalbetriebe testen als Reallabor in Ingolstadt eine neue Technik im Alltag / Bayerns erstes Wasserstoff-Müllfahrzeug hat seinen Dienst aufgenommen
Das erste von zwei Müllfahrzeugen mit Brennstoffzelle für Wasserstoff ist bei den Ingolstädter Kommunalbetrieben angekommen und ab sofort im Einsatz. Oberbürgermeister Christian Scharpf, Bürgermeisterin und Verwaltungsratsvorsitzende der Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) Dorothea Deneke-Stoll, Wirtschaftsreferent Georg Rosenfeld und Thomas Schwaiger, Vorstand der INKB, präsentierten das Fahrzeug Ende März auf dem Rathausplatz.
„Als erste Stadt in Bayern sind unsere Ingolstädter Kommunalbetriebe jetzt auch mit Wasserstoff-Müllfahrzeugen unterwegs. Die Einführung dieser innovativen und zukunftsweisenden Technik in den Alltagsgebrauch ist ein großer Gewinn für den Umwelt- und Klimaschutz nicht nur in Ingolstadt“, betonte Oberbürgermeister Christian Scharpf.
Das neue Müllfahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb wird im engeren Stadtgebiet bei der Einsammlung von Restmüll eingesetzt. Die Kommunalbetriebe errechneten durch den Einsatz des Wasserstoff-Müllfahrzeuges gegenüber einem konventionellen Müllauto ein Einsparpotential von rund 17.500 Litern Diesel und damit eine Verringerung der CO2-Emissionen um circa 46.345 Kilogramm je Jahr und Fahrzeug.
„Wir sind stolz darauf, dass wir einen Beitrag zur Einführung einer klimaschonenden Technik für Ingolstadt und Deutschland leisten können“, so Thomas Schwaiger, Vorstand der INKB. „Wir werden das Müllfahrzeug nun im Arbeitsalltag hinsichtlich Versorgungssicherheit, Kosten und Umweltnutzen testen und sind insbesondere auf die Rückmeldungen aus der Belegschaft gespannt.“
Um die Herausforderungen einer neuen Technik für die Nutzer im Alltag etwas zu erleichtern, trafen die Kommunalbetriebe Vorkehrungen. Für das Müllauto wurden sowohl die Fahrer und Müllwerker als auch das Werkstattpersonal individuell geschult. Die Ladeinfrastruktur wurde in Ingolstadt organisiert. Die baulichen Gegebenheiten vor Ort sowohl in der Garage als auch in der Werkstatt sind noch anzupassen.
Das Müllfahrzeug hat einen Elektroantrieb mit einer 110-Kilowattstunden-Batterie, welches durch eine Wasserstoff-Brennstoffzelle mit einer Maximalleistung von 30 Kilowatt ergänzt wird. Es können 16 Kilogramm Wasserstoff getankt werden. Zusätzlich gewinnt das Auto Energie zurück, wenn das Fahrpedal nicht betätigt wird. Diese sogenannte Rekuperation sorgt auch dafür, dass die mechanische Bremse nur bei einer Gefahrenbremsung, zum Beispiel bei einer Notbremsung, benötigt wird. Dadurch wird insgesamt weniger Feinstaub produziert.
Das Fahrzeug hat eine elektrische Antriebsleistung von 240 Kilowatt und ein Drehmoment von 4000 Newtonmetern. Die maximale Zuladung beträgt insgesamt neun Tonnen.
Die Fahrerkabine kann man, ähnlich wie in einem Bus, über einen tiefen Einstieg betreten. Zudem kann das Müllauto mit einem Fahrpedal bedient werden, was insbesondere im Fahralltag zu einer erleichterten Bedienung führen sollte. Welche Vor- und Nachteile sich für den Fahrer und die Müllwerker im Arbeitsalltag ergeben, wird sich in der Testphase zeigen.
Das Müllfahrzeug mit Brennstoffzellentechnologie ist das erste von zwei Müllfahrzeugen, welches die Kommunalbetriebe zukünftig im Einsatz haben werden. Des Weiteren ist ebenfalls eine Kehrmaschine mit dieser Technologie bestellt, um auch den Einsatz in der Straßenreinigung zu testen. Alle drei Anschaffungen werden im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit gut zwei Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Damit werden circa 90 Prozent der Mehrkosten gegenüber konventionellen Fahrzeugen gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich umgesetzt.
Die Kommunalbetriebe sind Partner des Projekts „IN2H2 – Wasserstoffkonzept Ingolstadt“. Der vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ausgezeichnete Konzeptvorschlag „IN2H2“ zielt darauf ab, die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Einführung von Wasserstoffmobilität in den kommunalen Fahrzeugflotten in Verbindung mit lokaler Wasserstoffproduktion fundiert zu untersuchen.