Hochwasserschutz mit Gütesiegel
Mobile Systeme werden objektiv vergleichbar für passgenauen Einsatz
Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser! Aber keiner weiß, wann, wo und in welcher Intensität es auftreten wird. Schnell aufstellbare Schutzsysteme für kommunale und private Grundstücke und Bauwerke werden daher zunehmend wichtiger. Der Europaverband Hochwasserschutz e.V. (EVH) wurde vor 12 Jahren auch dafür gegründet das Wissen um mobile HWS-Systeme und deren Qualität zu sichern. Letzteres führte zur Entwicklung eines Prüfsystems.
Das Prüfsystem des EVH
Um vergleichbare Bewertungskriterien für mobile HWS-Systeme zu schaffen unterscheidet der Verband die Systeme in:
a) ortsgebundene Systeme (nötige bauliche Vorbereitungen am Einsatzort) und diese in die Beurteilungsgruppen -L- für Linienschutz und -O- (O1 bis O5) für Objektschutzsysteme (siehe Bild links unten sowie Bilder Mitte oben)
b) ortsunabhängige Systeme (ohne bauliche Vorbereitungen anwendbar) und hier als K-Systeme (K1 bis K5) für Katastrophenschutz oder auch Sandsackersatzsysteme genannt (siehe rechtes Bild unten).
Die fachlichen und organisatorischen Grundlagen sind geregelt in:
1. Prüfordnung zur Regelung der Systemprüfungen, 05/2022,
2. Güte- und Prüfbestimmungen für L- und O-Systeme, 04/2020 und für K- Systeme, 03/2022.
Zur Schaffung einheitlicher Prüfbedingungen wurde zur Prüfung von L- und O-Systemen ein Prüfcontainer entwickelt. Dort sind drei Prüfboxen mit 1,0 Meter und 3,0 Meter (für O-Systeme) und 5,6 Meter (für L-Systeme) enthalten (siehe Bild rechts außen).Auch eigene Prüfeinrichtungen der Probanden sind möglich. Die K-Systeme können in geeigneten Wasserbecken geprüft werden. Die Prüfergebnisse ermöglichen dem Nutzer von mobilen HWS-Systemen eine objektive Vergleichbarkeit. Aber auch der Prüfproband kann mit den Erfahrungen der Prüfung und den Prüfwerten sein System eventuell verbessern.
Prüfung und Verleihung des Gütezeichens
Die Prüfungen werden im Auftrag des EVH von zwei Prüfern (keine Verbandsmitglieder, zum Geheimnisschutz verpflichtet) durchgeführt. Vor der Prüfung sind technische Unterlagen einzureichen. Während der Prüfung werden das Transport- und Lagervolumen/Gewicht, die Aufbauzeit und die Dichtheit bestimmt. Die Prüfer geben das Prüfprotokoll mit einer Empfehlung/Nichtempfehlung zur Verleihung des Gütezeichens an den Güteausschuss des EVH.
Die Verleihung erfolgt seitens des Verbandes mit einer Verleihungsurkunde und dem Prüfzeichen.
Prüfbilanz und Angebot des EVH sehen wie folgt aus:
Per 05/2023 wurden 53 mobile HWS-Systeme von elf Firmen aus sechs Ländern geprüft. Davon acht Systeme der Beurteilungsgruppe -L-, 35 Systeme der Gruppe -O- und zehn Systeme der Gruppe -K-. Die geprüften Systeme und weitere Informationen finden sich im Internet unter der Adresse: www.europaverband-hochwasserschutz.eu.
Der Verband bietet Herstellern und Vertriebspartnern, unabhängig von einer Verbandsmitgliedschaft die Mög-
lichkeit zur Prüfung ihrer Systeme an. Auch wenn derzeit über eine Pflichtversicherung zum Beispiel gegen Hochwasserschäden diskutiert wird, kann diese ein Hochwasser nicht verhindern, sondern nur kommerzielle Folgen mildern. Mobile Schutzsysteme könnten aber Schäden vermeiden, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge, oder: „Eigentum verpflichtet“.