Der Bahnhof Gersthofen im Mai 2022: Mit dem Ausbau hat sich die Station in einen modernen, barrierefreien Haltepunkt verwandelt, inklusive Unterführung und neuen Bahnhof-Aufzügen (links im Bild).

Der Bahnhof Gersthofen im Mai 2022: Mit dem Ausbau hat sich die Station in einen modernen, barrierefreien Haltepunkt verwandelt, inklusive Unterführung und neuen Bahnhof-Aufzügen (links im Bild).

24. November 2023

In Bayern weichen die Barrieren – Zug um Zug

Über 500 Bahnhöfe sind im Freistaat inzwischen barrierefrei

Manchmal enden die Träume für eine Zugfahrt in den Urlaub schon vor dem Bahnhof. Auch ein Einkaufsbummel in der Nachbarschaft ist kaum möglich, wenn man die Bahn nehmen will. Denn wer im Rollstuhl sitzt oder auch „nur“ eine Gehilfe braucht oder mit einem Kinderwagen unterwegs ist, scheitert vielerorts unweigerlich an den zahlreichen Treppen und Stufen, die traditionell in fast allen Bahnhöfen zu finden sind.

Deutschlandweit sind laut VdK 20 Prozent aller Bahnhöfe immer noch nicht barrierefrei und deshalb für viele Menschen unerreichbar. Dabei sollte ein echter barrierefreier Bahnhof einiges bieten. Er sollte nicht nur stufenfrei sein, sondern auch alle Hürden für Gehörlose und Menschen mit einer Sehschwäche beachten. Bei einem Umbau sollte deshalb auch an die Installation eines taktilen Blindenleitstreifens, an verständliche Lautsprecherdurchsagen und an – für Gehörlose äußerst wichtige – gut sichtbare Anzeigetafeln gedacht werden.
Barrierefreie Bahnhöfe sind deshalb für zahlreiche Bürger sehr wichtig. Auch in Bayern hat man diese Problematik fest im Blick. Bayerns Verkehrsministerium hat eine Bilanz zum barrierefreien Bahnhofsausbau in Bayern veröffentlicht.

Was ist bis Ende 2022 passiert und wie schaut es mit zukünftigen Plänen aus? Aktuell sind im Freistaat 506 der bayernweit 1.066 Stationen barrierefrei erreichbar. Über die Hälfte aller Stationen ist also für behinderte Bürger immer noch ein Problem. Allerdings geht es mit dem Um- und Ausbau zügig weiter.

Der Bahnhof Gersthofen bei Augsburg weckte bis 2021 mit seinem kleinen Wetterschutzhäuschen und den holprigen Zuwegen noch keine große Reiselust.

Der Bahnhof Gersthofen bei Augsburg weckte bis 2021 mit seinem kleinen Wetterschutzhäuschen und den holprigen Zuwegen noch keine große Reiselust.

Bayern zieht Bilanz

Durch den Aus- und Neubau von Bahnstationen sind im vergangenen Jahr insgesamt vierzehn weitere barrierefreie Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten im bayerischen Bahnnetz entstanden. Rund 80 Prozent der Ein- und Aussteiger in Bayern profitieren davon.
Der Verkehrsminister Christian Bernreiter: „Es freut mich, dass das Bahnnetz in Bayern wieder ein Stück barrierefreier geworden ist und wir dabei auch die Wegmarke von 500 ausgebauten Stationen passiert haben. Jeder neue barrierefreie Bahnhof ist eine gute Nachricht für Bahnreisende und macht das klimaschonende Bahnfahren noch attraktiver. Deswegen investieren wir freiwillig auch bayerisches Geld. Gemäß Grundgesetz ist aber der Bund in der Verantwortung. Er muss hier dringend schneller vorankommen!“
Die 2022 in Betrieb genommenen barrierefreien Stationen liegen in Oberbayern mit Bischofswiesen, Feldkirchen bei München, Poing, Garching an der Alz und Rott am Inn, in Mittelfranken mit Ansbach und Fürth-Klinikum, in Unterfranken mit Langenprozelten und Miltenberg, in Schwaben mit Harburg, Hoppingen und St. Mang sowie in der Oberpfalz mit Schwarzenfeld und in Niederbayern mit Spiegelau. Von ihrem Ausbau profitieren nun rund 29.000 Ein- und Aussteiger am Tag. Fast alle diese Stationen werden von der „DB Station & Service AG“ betrieben, mit Ausnahme der Bahnhöfe in Garching und Rott, die sich im Netz der DB-Tochter Südostbayernbahn befinden, sowie des Bahnhofs Miltenberg, der von der DB-Tochter Westfrankenbahn betrieben wird. Minister Bernreiter: „Ich freue mich auch, dass 2022 bei vielen anderen Stationen im Freistaat der barrierefreie Ausbau vorangeschritten ist und bei einigen neuen Ausbauprojekten wie in Parsberg oder Immenstadt die Finanzierung gesichert werden konnte.“
Der Freistaat hat im Jahr 2022 rund 16 Millionen Euro an Landesmitteln freiwillig in die Hand genommen, um den barrierefreien Stationsausbau in Bayern zu beschleunigen. Weil sich einige Projekte verzögert und die DB bei mischfinanzierten Maßnahmen bevorzugt Bundesmittel abgerufen hat, ist der Betrag dieses Jahr geringer als in den Vorjahren ausgefallen. Es ist zu erwarten, dass 2023 wieder deutlich mehr bayerische Mittel abgerufen werden, da besonders viele Inbetriebnahmen mit vorheriger Bauphase anstehen.

Nach Angaben der Bahnhofsbetreiber können im Jahr 2023 um die 30 weitere Stationen in Bayern barrierefrei fertiggestellt werden. Die wichtigste Station dabei wird der Augsburger Hauptbahnhof sein.

Die Barrierefreiheit wird sich sowohl in den Ballungsräumen verbessern, wo beispielsweise der S-Bahnhof München Isartor hinzukommt, genauso aber auch im ländlichen Raum, wo unter anderem der modernisierte Bahnhof Tegernsee fertiggestellt wird. Minister Bernreiter: „Ich will für alle noch nicht barrierefreien Bahnstationen in Bayern eine Perspektive. Barrierefreiheit betrifft nicht nur Reisende mit Handicap. Sie bietet für alle mehr Reisekomfort, egal, ob man mit schwerem Gepäck, Kinderwagen oder Fahrrädern unterwegs ist. Und Barrierefreiheit trägt zu einer modernen und nachhaltigen Mobilität bei, indem sie zur Nutzung der klimafreundlichen Schiene einlädt.“

Bernreiter verlangt von der Bundesregierung, dass sie zusätzliche Investitionen in den barrierefreien Stationsausbau ermöglicht. „Da ist angesichts der enormen Preissteigerungen und der zu erwartenden Fahrgastzuwächse aufgrund des Deutschlandtickets dringender Handlungsbedarf. Wenn die Länder verstärkt beim barrierefreien Ausbau mitfinanzieren sollen, muss der Bund das bei der Höhe der Regionalisierungsmittel berücksichtigen. Außerdem brauchen wir ein neues Sonderprogramm des Bundes für Stationen mit weniger als 1.000 Ein- und Aussteigern. Hier gibt es nach dem Auslaufen des Programms der Vorgängerregierung ein Vakuum, das gerade dem Bahnverkehr im ländlichen Raum schadet.“

Oben: Der alte, vernachlässigte Bahnhof Oberdachstetten (westlich von Nürnberg) im Juli 2017 in der Planungsphase vor dem barrierefreien Umbau. Unten: Endlich barrierefrei ist der selbe Bahnhof vier Jahre später, im April 2021, kurz vor der endgültigen Fertigstellung des Umbaus. Dafür wurde eine Fußgängerüberführung mit Treppentürmen und Aufzügen sowie Zuwegungen an der Brücke über die Fränkische Rezat realisiert.

Oben: Der alte, vernachlässigte Bahnhof Oberdachstetten (westlich von Nürnberg) im Juli 2017 in der Planungsphase vor dem barrierefreien Umbau. Unten: Endlich barrierefrei ist der selbe Bahnhof vier Jahre später, im April 2021, kurz vor der endgültigen Fertigstellung des Umbaus. Dafür wurde eine Fußgängerüberführung mit Treppentürmen und Aufzügen sowie Zuwegungen an der Brücke über die Fränkische Rezat realisiert.

 

Weitere Informationen zu Bahnhöfen in Bayern:

www.stmb.bayern.de/vum/schiene/bahnhoefe/index.php
www.pro-bahn.de/bayern/bahnhof.htm

 


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