Waldbrände kommen immer wieder vor. Aber nur dann, wenn der Boden ausreichend Feuchtigkeit enthält, greift das Feuer nicht so stark um sich und kann besser bekämpft werden.

Waldbrände kommen immer wieder vor. Aber nur dann, wenn der Boden ausreichend Feuchtigkeit enthält, greift das Feuer nicht so stark um sich und kann besser bekämpft werden.

28. November 2023

Wenn der Wald brennt

Gefahren auch in Baden-Württemberg und Bayern / Waldbrandschutz ist Klimaschutz

In Bayern gab es 2022 115 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von 25 Hektar, in Baden-Württemberg wurden 123 Brände gemeldet, 25 Hektar Wald standen in Flammen. Inklusive Bundeswald waren es 2022 in Bayern 145 Brände auf 214 Hektar. Diese Zahlen liegen weit über denen der vergangenen Jahre und zeigen, dass im Klimawandel auch in niederschlagsreichen Ländern wie Bayern und Baden-Württemberg die Waldbrandgefahr steigt.

Der Wald hat Fieber, 1976, 1982, 1992, 2018 bis 2020 waren in Mitteleuropa extrem heiß und trocken, 2022 waren alle Monate im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 zu warm. Der Deutsche Wetterdienst berechnete für 2022 eine Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius, seit 1881 ist es in Deutschland inzwischen 1,7 Grad wärmer geworden. Die Zahl der Tage mit „Feuerwetter“ nimmt zu.

Hitze, hohe Verdunstung und Mangel an Wasser lassen die Vegetation welken und Bäume sterben, beste klimatische Voraussetzungen für erhöhte Feuerrisiken. Ein Waldbrand beginnt mit einem Bodenfeuer. Bodenstreu, -vegetation und Reisig entscheiden darüber, wie schnell sich der Brand horizontal und vertikal ausbreiten kann. Lebende Bäume brennen selten, weil sie Wasser enthalten und die Bodenfeuer nicht heiß genug werden. Gelegentlich brennen aber Rinde, dürres Laub und Zweige tief beasteter, auch lebender Bäume.

Totholz brennt am besten bei geringem Durchmesser, dickes Holz verkohlt äußerlich. Im Klimawandel werden unsere Wälder wegen Wassermangels lichter, eine Grasdecke am Boden und flächenhaft herumliegendes dünnes Totholz ist in Dürreperioden extrem zündbereit und kann die Ausbreitung von Waldbränden beschleunigen. Feines Material fördert den Funkenflug im Wind. Wenn das Bodenfeuer keine Energie mehr liefert, erlischt das Feuer, im Humus dichter Wälder können sich Glutnester aber lange halten.

Ein Flaumeichenwald, nach einem Brand in der spanischen Província di Girona (2012 in Katalonien): Das dicke Eichenholz verkohlte hierbei äußerlich.

Ein Flaumeichenwald, nach einem Brand in der spanischen Província di Girona (2012 in Katalonien): Das dicke Eichenholz verkohlte hierbei äußerlich.

Kiefernreinbestand mit trockener Grasvegetation und Feinreisig: Hier kann sich ein Bodenfeuer sehr schnell ausbreiten.

Kiefernreinbestand mit trockener Grasvegetation und Feinreisig: Hier kann sich ein Bodenfeuer sehr schnell ausbreiten.

Lichte Reinbestände aus Kiefern sind besonders feuergefährdet, weil Holz und Nadeln ätherische Öle und Harz enthalten. In jungen Kiefernwäldern springen die Flammen leicht vom Boden auf die Baumkronen und dann von Krone zu Krone. Auch Fichtenwälder sind gefährdet, Buchen mit ihrer dünnen Rinde sind empfindlich gegen Feuer und können auch brennen. Es ist noch nicht in unserem Bewusstsein angekommen, dass sich im Klimawandel Teile der Waldbiomasse in Brennstoff verwandeln werden, der Feuer in bisher nicht vorstellbarem Ausmaß ermöglicht. Selbst kleinere Vegetationsbrände können in unserem dicht besiedelten Land Ortschaften bedrohen, wenn sie außer Kontrolle geraten.

Waldwildnis-Strategien, die aktuell im Rahmen der natürlichen Waldentwicklung gefördert werden, sind aus Waldbrandsicht meist keine gute Idee. Was früher als Brennholz entnommen wurde, liegt jetzt zündbereit im Wald, Erfahrungen in Südeuropa zeigen, was uns erwartet. Totholz ist Brennstoff, ob es den Waldbrand verschlimmert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Unser Wald ist Teil der Kulturlandschaft und braucht die Hand des Försters. Je größer die Menge des verfügbaren Brennstoffs, desto intensiver und schwerer können Feuer und Hitzeentwicklung werden.

Brände zu vermeiden hilft auch dem Klima

Roland Irslinger, Jahrgang 1949, war von 1982 bis 2014 Professor für Waldökologie an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar. Er forschte in der Mata Atlântica, dem atlantischen Regenwald Brasiliens, und war beratend tätig beim Aufbau des WWF-Goldstandards zur Zertifizierung von Aufforstungsprojekten für den Klimaschutz. Er ist zudem Mitglied im Kuratorium Nachhaltiges Wirtschaften.

Roland Irslinger, Jahrgang 1949, war von 1982 bis 2014 Professor für Waldökologie an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar. Er forschte in der Mata Atlântica, dem atlantischen Regenwald Brasiliens, und war beratend tätig beim Aufbau des WWF-Goldstandards zur Zertifizierung von Aufforstungsprojekten für den Klimaschutz. Er ist zudem Mitglied im Kuratorium Nachhaltiges Wirtschaften.

Aufklärung tut Not, denn Waldbrände sind nur vereinzelt natürlichen Ursprungs, Blitzschlag als Ursache ist selten. Waldbrände werden meist vorsätzlich oder fahrlässig verursacht, zum Beispiel durch Lagerfeuer und Rauchen. Andererseits muss ein hohes Waldbrandrisiko nicht notwendigerweise bedeuten, dass es mehr Brände und größere Brandflächen gibt. Ob die steigenden klimatischen Potenziale für Waldbrände tatsächlich zu mehr Bränden führen, hängt in erster Linie vom Umweltverhalten der Menschen ab und vom Management der Wälder zur Verringerung der Brandlasten.

Waldbrandschutz ist Klimaschutz, weil durch Feuer riesige Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen. Der Fokus liegt dabei auf Prävention. Aktiver Waldumbau und Waldpflege müssen für klimaresiliente Wälder sorgen, zum Beispiel durch Mischung mit Eiche. Strukturreiche Mischwälder widerstehen der Trockenheit besser, weil das grüne Laub des Unterstandes den Brennstoff am Boden von jenem im Kronenraum isoliert.

Voraussetzung für den Waldumbau ist intensive Bejagung. Allein auf die Selbstheilung der Waldökosysteme zu hoffen, können wir uns in unserem dicht besiedelten Land nicht erlauben. Naturnahe Waldwirtschaft reduziert die Brandlast, indem Bäume geerntet werden, bevor sie vertrocknen, und das Holz in Häusern verbaut wird, bevor der Wald brennt. Man sollte sich allerdings auch keine Illusionen machen: Bei anhaltender Trockenheit werden auch Laub- und Mischwälder brennen.

Waldbrandbekämpfung ist eine integrale Aufgabe, Forst und Feuerwehr müssen eng kooperieren. Gemeinsame Fortbildung von Forst und Feuerwehr kann die Akteure besser vernetzen. In Baden-Württemberg soll es von der Landes- bis hinunter auf die Revierebene ein so genanntes Tandem aus Förstern und Forstwirten sowie der örtlichen Feuerwehr geben. In Bayern finden regelmäßig gemeinsame Übungen statt. Wenn beide Seiten wissen, wie der Partner arbeitet, werden die Abläufe von der Brandentdeckung bis zur Bekämpfung mit modernster Technik optimiert. Dazu gehört ein Waldwegenetz mit ausreichender Tragfähigkeit und entsprechendem Lichtraumprofil, denn Brände in unwegsamem Gelände sind besonders schwer zu löschen. Totholz darf Wege und den Zugang in die Fläche nicht blockieren und Einsatzkräfte nicht gefährden.

Waldbrandrisiken senken heißt aber letztlich, weniger Treibhausgase zu emittieren. Wer den Wald schützen will, muss das Klima schützen.

Mögliche Vorbeugung: Umbau eines Kiefernreinbestandes mit Buchenvoranbau, dessen grünes Laub eine Ausbreitung des Feuers erschwert.

Mögliche Vorbeugung: Umbau eines Kiefernreinbestandes mit Buchenvoranbau, dessen grünes Laub eine Ausbreitung des Feuers erschwert.

Gut ausgebaute Waldwege mit ausreichender Tragfähigkeit und Lichtraumprofil ermöglichen erfolgreiche Waldbrandbekämpfungen.

Gut ausgebaute Waldwege mit ausreichender Tragfähigkeit und Lichtraumprofil ermöglichen erfolgreiche Waldbrandbekämpfungen.

Ein Buchenaltbestand mit Naturverjüngung und feuchtem Waldinnenklima kennzeichnet einen gesunden und gegen Brände widerstandsfähigen Wald.

Ein Buchenaltbestand mit Naturverjüngung und feuchtem Waldinnenklima kennzeichnet einen gesunden und gegen Brände widerstandsfähigen Wald.


Prof. a.D. Roland Irslinger

Hauffstraße 11/1
72074 Tübingen

Tel. +49 7071 549 97 45
E-Mail. irslinger@gmx.de

29. April 2024


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