Kunst am Bau: Eine Arbeit von Kristina Schneider an zwei Garagentoren

Kunst am Bau: Eine Arbeit von Kristina Schneider an zwei Garagentoren

14. März 2024

Kunst am Bau und im öffentlichen Raum

Eine alte Tradition inspiriert

Eine faszinierende Skulptur vor einer Behörde, bunte Gemälde im Eingangsbereich eines Amts und fröhliche Installationen in der Schule – in Deutschland verschönert Kunst schon lange den öffentlichen Raum. „Kunst am Bau“ ist eine deutsche Idee, die ihre Ursprünge im Ersten Weltkrieg hat. Nach Kriegsende war die finanzielle Lage der Künstler so düster, dass 1919 beschlossen wurden, Künstler an Bauprogrammen teilhaben zu lassen. Genaue Regelungen gab es jedoch nicht. Die erhielten die Künstler schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Bund legte 1950 fest, dass 0,5 bis 2 Prozent der geplanten Baukosten an Kunst gehen sollen. Wenige Jahre später gab es dann die ersten Einweihungen. Die Bundesländer und auch zahlreiche Kommunen zogen nach, selbst private Bauherren ließen sich von diesem Konzept inspirieren und zweigen jeweils einen bestimmten Prozentsatz für Kunst ab. Da es so viele Mitspieler und Bauherren gibt, ist die Anzahl der so entstandenen Kunstwerke nicht bekannt. Aber alleine der Bund hat seit 1950 rund 10.000 neue Gebäude errichten lassen und so 10.000 Künstler gefördert. Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt ist zum Beispiel das 714 Quadratmeter große Deckengemälde „Gesang vom Leben“, das Sighard Gille für das Gewandhaus Leipzig geschaffen hat. Richtig bescheiden wirkt im Vergleich dazu die Wandskulptur „Aufsteigender Phönix“ aus dem Eingangsbereich des Bundeshauses in Bonn. Hannes Schulz-Tattenpach schuf es 1953, es gehört zu den ersten Kunst-am-Bau-Projekten überhaupt.

„Kunst am Bau“ ist immer eng mit dem Bauwerk verknüpft. Die Auswahl verläuft außerdem über anspruchsvolle Wettbewerbe und Ausschreibungen, die meist mit strengen Vorgaben der verantwortlichen Bauherren verbunden sind.

Kristina Schneider aus Tuttlingen gehört zu den jungen, talentierten Streetart-Künstlern der aktuellen Szene, die im öffentlichen Raum ihr Können zeigen.

Kristina Schneider aus Tuttlingen gehört zu den jungen, talentierten Streetart-Künstlern der aktuellen Szene, die im öffentlichen Raum ihr Können zeigen.

Neue Wege – neue Möglichkeiten

Seit einigen Jahren ist jedoch ein neuer Trend erkennbar. Kunst im öffentlichen Raum wird leichter zugänglich, sowohl für Künstler als auch für Publikum. Außerdem wird sie immer häufiger austausch- und erneuerbar. Diese neuen Projekte entstehen abseits der offiziellen „Kunst-am-Bau“-Vorgaben. Es sind Projekte im öffentlichen Raum, die un-
abhängig von den Vorgaben des Bundes, des Landes oder der Kommunalverwaltung das Stadtbild verschönern. Neue Wege geht beispielsweise das Einkaufszentrum Outletcity Metzingen, das eng mit dem Stuttgarter Künstlerkollektiv „Plattform11“ zusammenarbeitet. Die Künstler können ihre Arbeiten in der Outletcity-Gallery ausstellen. 2021 ging man noch einen Schritt weiter und holte die Kunst aus der Galerie, zehn Künstler zeigten jeweils drei wetterbeständige Arbeiten im Freien. Kristina Schneider aus Tuttlingen gehörte zu den jungen Künstlern, die in der Outletcity ihr Können zeigen konnten, und die dann – auch dank dieser Initiative – weitere Aufträge für Arbeiten im öffentlichen Raum erhielt. In Metzingen ist man besonders aktiv, dort wurde nun für 2024 ein Streetart-Wettbewerb in der „Motorworld-Village“ ausgerufen. Es gilt, Container zu Kunstobjekten umzugestalten.

Neue Wege geht man auch beim Team Graffiti-Stuttgart. Hier bieten Künstler ihr Können direkt an. Unter dem Schlagwort „Hall of Fame“ kann sich jeder einen tollen Graffiti-Künstler bestellen und beispielsweise seine Garage oder eine hässliche Beton-Arbeitshalle verschönern lassen. Dazu muss man wissen: „Hall of Fame“ ist keine „Halle der Berühmten“, es ein fester Begriff unter Graffiti-Künstlern. Überall dort, wo sie sich mit ihren Spraydosen verewigt haben, ist eine „Hall of Fame“ entstanden. Inzwischen wurden im Raum Stuttgart bereits eine Reihe von Garagen verschönert, aber auch Unternehmen haben die Künstler bestellt und betongraue Fabrikhallen in eine bunte Hall of Fame verwandeln lassen.

Ob Wohnblocks, Betonbrücken oder Garagen – ein paar Farbflächen sorgen immer für besondere Akzente an tristen Gebäudewänden.

Ob Wohnblocks, Betonbrücken oder Garagen – ein paar Farbflächen sorgen immer für besondere Akzente an tristen Gebäudewänden.

Ein weiteres gutes Beispiel für neue Ideen und Initiativen ist das franz.K., ein soziokulturelles Kulturzentrum in Reutlingen, in dem jährlich rund 350 Veranstaltungen stattfinden. Es hat ei-
ne lange Reihe von Sponsoren, darunter auch Verbände der Wirtschaft und der öffentlichen Hand. 50.000 Besucher kommen Jahr für Jahr und genießen das dichte Programm aus Musikveranstaltungen, Polit-Events und ausgelassenen Party-Abenden. 2017 entstand hier eine Kunstwand, an der Kreative machen können, was sie wollen. Es
gibt also keine Auswahlverfahren mehr. Den Kreativen steht jeweils ein ausgerolltes Banner zur Verfügung, das dann für vier Monate die Wand des franz.K. schmückt. Das entstandene Werk ist auch von der Straße aus sichtbar und wurde so zu einem tollen Lichtblick in Reutlingen. [ raa ]

Hall of Fame, Stuttgart

Hall of Fame, in Bad Cannstatt, Stuttgart

 

Weitere Informationen unter:

www.museum-der-1000-orte.de
https://graffiti-stuttgart.de/hall-of-fame-in-stuttgart

 

 


Logo Kristina Schneider

E-Mail. info@kristina-schneider.com
Web. www.kristina-schneider.com

17. April 2024


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