Denkmalgeschützte Villa gerettet
Beton sorgt für sicheren Untergrund
Im Hamburger Stadtteil Othmarschen war eine alte Villa vermutlich durch Austrocknung der torfhaltigen Böden um bis zu 50 Zentimeter abgesackt. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde als eines der ersten Einfamilienhäuser nach dem Ersten Weltkrieg von dem renommierten Architekten Erich Elingius entworfen. Die massive Bauweise mit zweischaligen Außenwänden aus hart gebrannten Ziegeln ist für das Hamburger Format typisch.
Besondere Details wie die Holzfenster mit Originalbeschlägen sind bis heute gut erhalten. Der Eigentümer entschied sich daher für die Instandsetzung des Gebäudes.
Stahlbetonkeller macht die Sanierung möglich
Die Villa war von Anfang an mit einem äußerst modernen Stahlbetonkeller ausgestattet. Durch die circa 30 bis 40 Zentimeter dicke Sohle, die Betonwände und aufgrund der Stahlbetondecke stand der Backsteinbau auf einer sehr steifen Einheit. Daher entschieden sich die Planer für das Aufständern der Villa mit Presspfählen. Der Vorgang funktioniert wie das Wagenheber-Prinzip. An zwei Tagen konnte das Haus mit dieser Technik um rund 50 Zentimeter angehoben werden.
Das Einbringen, Montieren und hydraulische Anheben der Pfähle übernahm eine Spezialfirma. Die Presspfähle wurden bei vollständiger Bodenverdrängung in eine Tiefe von bis zu vierzehn Metern in den Boden gerammt. Es wurden auch zehn Pfähle im Außenbereich gesetzt, alle weiteren wurden aufgrund der schwierigen Bodenqualität unter dem Haus angebracht. Auch im Keller musste an 30 Stellen durch die circa 40 Zentimeter dicke Betonsohle gebohrt werden. Die Hebevorrichtung im inneren Bereich bestand aus Gewindestangen, davon wurden vier Stück je Bohrung in die Betonsohle eingeklebt.
Beton als Problemlöser
Durch die Anhebung entstand unter der Sohle ein Volumen von 48 Kubikmetern. Für eine langfristige und dauerhafte Lagesicherung des Gebäudes musste der Hohlraum nach der Anhebung zeitnah verfüllt werden, sodass eine flächige Lastenverteilung und der Ausschluss von Luft gewährleistet wurde. Nach gründlichen Recherchen waren sich alle Beteiligten einig, dass Beton die beste Wahl ist. Nach Rücksprache mit dem Labor von Heidelberg Materials stand fest, dass der sehr fließfähige Easycrete, versehen mit Quellmittel, die optimale Lösung für dieses Vorhaben ist.
Der Easycrete SF erreichte mit einem C25/30, F6 die gewünschte Druckfestigkeit. Die Quellmittel wurden auf der Baustelle mit dem Easycrete vermischt und wirkten gegen das Schwinden des Betons. Der Beton konnte sich so kraftschlüssig unter der bestehenden Bodenplatte verteilen, denn diese muss direkt auf der neuen Betonschicht aufliegen, sodass das Haus wie auf einem Betonkissen ruht.
Das Bauunternehmen benötigte für die Schalung einen Tag, da diese sehr dicht sein musste, um den besonders fließfähigen Beton zu halten. Die 50 Kubikmeter Beton wurden in insgesamt sechs Stunden eingebracht. Die Rettung des denkmalgeschützten Wohnhauses war ein voller Erfolg. Nach der aufwendigen Operation konnte mit der Sanierung im Innen- und Außenbereich begonnen werden.
Objektsteckbrief:
- Projekt: Villa in Othmarschen, Hamburg
- Architekten: Andreas Edye Architekten, Hamburg
- Pfahlbauunternehmen: König GmbH, Stade
- Beton: 50 m3 Heidelberger Easycrete SF C 25/30, F6
- Lieferwerk: Heidelberg Materials Beton, Region Nord-West, Hamburg
- Fertigstellung: 2022