Sechs Institutionen aus Wissenschaft, Naturschutz sowie Sozial- und Bauwesen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeiten im Interreg-Projekt „Zukunftsgrün“, wie Maßnahmen zum Schutz von Biodiversität und Klima zur Resilienz von Siedlungen beitragen können.

Sechs Institutionen aus Wissenschaft, Naturschutz sowie Sozial- und Bauwesen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeiten im Interreg-Projekt „Zukunftsgrün“, wie Maßnahmen zum Schutz von Biodiversität und Klima zur Resilienz von Siedlungen beitragen können.

22. August 2023

Grüne Lösungen für städtische Wärmeinseln – das Interreg-Projekt „Zukunftsgrün“

Von Anpassungsstrategien bis Bürgerengagement: Gemeinsam den Klimawandel bewältigen

Mit jedem sommerlichen Hitzerekord wird deutlicher, wie Hitze in städtischen Gebieten gefangen bleibt, sich in Betonwüsten staut und das Leben in unseren Siedlungsräumen beeinflusst. Diese sengenden Temperaturen sind nicht nur unangenehm, sondern stellen auch eine ernsthafte Herausforderung für Städte und Gemeinden dar. Der Grund dafür liegt in Materialien wie Beton, Glas, Stahl und Asphalt – sie alle tragen zur Bildung von Hitzeinseln bei, die sowohl tagsüber als auch nachts spürbar sind. Aber wie können Kommunen diesen stetig zunehmenden Hitzestress bewältigen? Hier setzt das Interreg-Projekt "Zukunftsgrün" an, das gemeinsam von Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt wird. Das Projekt geht über einfache Theorien hinaus und testet praktische Lösungen, um die Auswirkungen des Klimawandels in urbanen Gebieten abzumildern. Von der Förderung der Biodiversität bis hin zur aktiven Bürgerbeteiligung – "Zukunftsgrün" zeigt eindrucksvoll, wie die Verbindung von Natur und Gemeinschaft den Weg zu einer widerstandsfähigeren Zukunft weisen kann.

Vielfältige Anpassungsmaßnahmen in Städten und Gemeinden

Maßnahmen zur Anpassung an hohe Temperaturen sind ebenso wichtig wie solche für Starkregenereignisse oder längere Trockenheitsperioden. Die Integration von mehr Grünflächen in bebaute Gebiete bietet Möglichkeiten, die Gesundheit und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in Städten und Gemeinden zu erhalten oder zu verbessern. Wie können Biodiversität, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel gemeinsam betrachtet werden? Und bedeutet „Grün“ gleichzeitig „biologische Vielfalt“? Diese Fragen werden im grenzüberschreitenden Interreg-Projekt „Zukunftsgrün“ von Partnern aus Wissenschaft, Bauwesen, Sozialwesen und Naturschutz in Deutschland, Österreich und der Schweiz erforscht. Die Bodensee-Stiftung leitet das Projekt, das in der knapp vierjährigen Laufzeit verschiedene Maßnahmen initiiert, umsetzt und evaluiert. Die Ergebnisse unterstützen Kommunen, Landschafts- und Gartenbau, Bauwesen, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen, die durch Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leisten können.

 

Gemeinsame Erkenntnisse und Austausch

Für Kommunen bietet das Projekt einen „Spiel ohne Grenzen“-Ansatz. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und die österreichische pulswerk GmbH laden Kommunen ein, teilzunehmen. Über die kommenden drei Jahre hinweg werden fachliche Informationen und Erfahrungsaustausch bei verschiedenen Veranstaltungen und Exkursionen geboten. Städte und Gemeinden rund um den Bodensee können zudem in einem freundschaftlichen Wettbewerb ihre Siedlungen mithilfe naturbasierter Lösungen zukunftsfähig gestalten. Ein erster Schritt ist die unverbindliche Teilnahme an einer länderübergreifenden Exkursion zu Good-Practice-Beispielen.

 

Anmeldung bis 1. September 2023 -
Weitere Informationen unter https://buntundartenreich.at/zukunftsgruen.htm.

Soziales Engagement und Anpassung

Die Stiftung Liebenau ist ein Projektpartner. Das Sozialunternehmen mit 112 Standorten in Deutschland, Österreich, Italien, der Slowakei und Bulgarien sieht in der Anpassung an den Klimawandel eine besondere Herausforderung. Viele Bewohnerinnen und Bewohner gehören aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen zu den besonders gefährdeten Gruppen. Das Unternehmen plant, während der Projektlaufzeit sechs klimawandelangepasste und biodiversitätsfreundliche Pilotstandorte umzusetzen, Schulungen für das eigene Gartenbaupersonal anzubieten und den Klimawandel- und Biodiversitätsschutz in das Umweltmanagement der Stiftung zu integrieren.

 

Nachhaltiges Bauen und Gründächer

Ein besonderes Augenmerk des Projekts liegt auf Gründächern. Es werden Materialien und Entscheidungshilfen für Bauherren erarbeitet, darunter Ökobilanzdaten und Lebenszyklusanalysen von Gründächern. Diese Informationen fließen in die Datenbank „baubook“ ein, die Informationen für nachhaltige Gebäudeplanung und -umsetzung für verschiedene Zielgruppen bereitstellt.

 

Nicht versiegelte urbane Grünräume - wie hier ein naturnah gestaltetes Firmengelände - helfen u.a. beim Schutz vor Überschwemmungen, der Reduktion der Hitzebelastung, dem Erhalt der biologischen Vielfalt und der Reinigung der Luft von Schadstoffen.

Nicht versiegelte urbane Grünräume – wie hier ein naturnah gestaltetes Firmengelände – helfen u.a. beim Schutz vor Überschwemmungen, der Reduktion der Hitzebelastung, dem Erhalt der biologischen Vielfalt und der Reinigung der Luft von Schadstoffen.

 

Bildung und Informationsvermittlung

Für Planer und Energieberater sind im Projekt Informationsmaterialien und -veranstaltungen geplant, die verdeutlichen, wie Biodiversitätsverlust und Klimawandel zusammenhängen und sich wechselseitig positiv beeinflussen können. Am 11. Oktober sind Fachleute aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zum Energieautonomiekongress ins Festspielhaus Bregenz eingeladen. Das Energieinstitut Vorarlberg wird während der Veranstaltung Vorträge zu „klimafreundlichem, biodiversitätsförderndem und wirtschaftlichem Bauen“ sowie zur Kombination von Photovoltaik und Gründächern anbieten.

Weitere Informationen und Anmeldung 
unter www.energieinstitut.at/events/fachtagung-zur-energieautonomie/

Verantwortung des Landschafts- und Gartenbaus

Besondere Verantwortung tragen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landschafts- und Gartenbau sowie in Bauhöfen, da sie Kunden und Kommunen bei der Gestaltung von Grünflächen kompetent beraten können. Das Projekt sieht daher Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeiten für diese Branche vor. Ein „Gärtner-Kollektiv“ wird im September auf Einladung des BUND Naturerlebniszentrums Allgäu (NEZ) in Sonthofen konkrete Möglichkeiten testen und zeigen. Das NEZ plant, in Zusammenarbeit mit Blühbotschaftern und lokalen Akteuren an zwei öffentlich zugänglichen Standorten Pilotmaßnahmen zur Förderung von Biodiversität und Klimawandelanpassung durchzuführen und zu dokumentieren. Die Gestaltungsmaßnahmen bilden den Rahmen für zwei Zukunftsgrün-Projektwochen mit einem vielfältigen Programm aus Mitmachworkshops, Fortbildungen, Fachvorträgen und anderen Veranstaltungen wie einer Saatguttauschbörse. Die Pilotstandorte werden auch nach Abschluss der Maßnahmen für Bildungsaktivitäten genutzt werden.

 

Bürgerbeteiligung und aktive Mitwirkung

Auch Bürgerinnen und Bürger können im Laufe des Projekts einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel in ihren Wohnorten leisten. Eine „Stadtbaumkampagne“ wird die Bedeutung von Bäumen für das Klima verdeutlichen und zur Pflege dieser wertvollen Klimaregulatoren aufrufen. Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter, die von der Bodensee-Stiftung und dem NEZ geschult werden, erhalten Weiterbildungen zu klimawandelangepassten Blühpflanzen. Organisationen, die Blühbotschafterkurse anbieten möchten, werden ebenfalls geschult.

 

Zusätzliche Informationen zum Projekt

Mehr Informationen zum Projekt Zukunftsgrün finden Sie unter: 
www.bodensee-stiftung.org/10533-2/

Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell

Tel. +49 7732 9995-40
Fax. +49 7732 9995-49
E-Mail. info@bodensee-stiftung.org
Web. www.bodensee-stiftung.org

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