Stadtwerke München werden zum weltweiten Pionier
Bis 2025 soll der komplette Bedarf der Millionenstadt über Ökostrom gedeckt werden können
Die Stadtwerke München (SWM) sind einer der Vorreiter der Energiewende. Bis 2025 wollen die SWM so viel Ökostrom in eigenen Anlagen produzieren wie ganz München benötigt. Die bayerische Landeshauptstadt wäre damit weltweit die erste Millionenstadt, die dieses Ziel erreicht! Seit 2008 setzen die SWM ihre Ausbauoffensive Erneuerbare Energien um, ausgestattet mit einem Budget von neun Milliarden Euro.
Inzwischen verfügen sie über eine Erzeugungskapazität, die mehr als der Hälfte des Münchner Strombedarfs entspricht. Die Wasserkraft hat dabei einen festen Platz im Energiemix der SWM.
Energie mit Tradition
Die Nutzung der Wasserkraft zur Stromgewinnung hat bei den Stadtwerken München (SWM) eine lange Tradition: 1891 ging in München das erste städtische Wasserkraftwerk in Betrieb. Das älteste heute noch genutzte Werk wurde 1895 ans Netz genommen. Die Wasserkraft hatte damals für München eine zentrale Bedeutung für die Elektrifizierung, da die Stadt sonst über keine eigenen Rohstoffe verfügte und zum Beispiel Kohle sehr teuer über lange Strecken angeliefert werden musste. Durch den hohen Anteil der Wasserkraft an der Stromproduktion war München im Ersten Weltkrieg vor dem Hintergrund einer Kohlenkrise auch besser mit Energie versorgt als andere deutsche Großstädte.
Wasserkraft nach wie vor wichtig im Erzeugungsmix
Auch heute noch ist diese ökologische Form der Energiegewinnung ein wichtiger Bestandteil im Erzeugungsmix der SWM. Aktuell betreiben sie 13 Wasserkraftwerke. Die installierte Leistung beträgt über 150 Megawatt. Mit dem hier erzeugten Strom können sie mehr als 140.000 Münchner Haushalte versorgen. Und auch wenn das in und um München vorhandene Potenzial bereits weitgehend erschlossen ist, versuchen die SWM, auch noch den verbliebenen Rest für die Energiegewinnung nutzbar zu machen. So haben sie mit einem Partner im Herzen Münchens, verborgen unter der Isar, ein weiteres Laufwasserkraftwerk gebaut. Das Praterkraftwerk ist 2010 in Betrieb gegangen und lediglich durch einen Zugang und eine kleine Trafostation am linken Ufer sowie durch die Absperreinrichtungen am Einlaufbauwerk zu erkennen. Die verwendete Kaplan-Rohr-Turbine wurde speziell für diesen Einsatzort entwickelt und verbindet modernste Technologien aus Wind- und Wasserkraft. Der Generator und das „elektronische Getriebe“ stammen ursprünglich aus der Windkraft. Der Anteil der SWM entspricht dem Jahresverbrauch von 2.800 Haushalten.
Verschiedene Technologien im Einsatz
Bei der Wasserkraft setzen die SWM angepasst auf die jeweiligen lokalen Besonderheiten auf verschiedene Technologien wie Lauf- oder Pumpspeicherkraftwerke. In ihren Kleinwasserkraftwerken in Wang bei Moosburg (seit 2011 in Betrieb) und an der Stadtbachstufe erfolgt die Energiegewinnung mittels einer Wasserkraft-Schnecke: Solche Geräte werden gerade bei geringen Wassermengen und kleinen Fallhöhen eingesetzt. Ihre Vorteile gegenüber konventionellen Wasserkraftmaschinen sind neben der technischen Robustheit und Langlebigkeit der weitgehende Erhalt der natürlichen Fließgewässerdynamik und des Sedimenttransports, die fast vollständige Weitergabe des wertvollen natürlichen Treibguts und die gute Passierbarkeit für flussabwärts wandernde Fische.
Modernisierung bestehender Anlagen
Neben dem Neubau von Anlagen setzen die SWM auch auf die Modernisierung bestehender Anlagen, um so deren Leistungsfähigkeit zu erhöhen. So verfügt das Isarwerk 2 seit 2010 über vier neue Maschinensätze und erzeugt jetzt pro Jahr 3,6 Millionen Kilowattstunden Ökostrom mehr als mit den alten Turbinen. Damit können zusätzlich 1.400 Münchner Haushalte versorgt werden. Und manchmal reichen schon kleine Maßnahmen aus. So haben die SWM im Rahmen der Sanierung des Leerschusses am Wasserkraftwerk Isar 3 auch eine Verbesserung im Anstrombereich des Kraftwerks umgesetzt. Ein Pfeiler wurde neu modelliert, wodurch die Turbinen nun besser vom Wasser durchströmt werden. Dank dieses kleinen und kostengünstigen Bauwerks produziert das Isarwerk 3 nun 200.000 Kilowattstunden Ökostrom mehr pro Jahr.
Wasserkraft im Einklang mit der Natur
Bauen die SWM neue Anlagen oder modernisieren sie bestehende, berücksichtigen sie die Sensibilität des Ökosystems: Notwendige Eingriffe erfolgen möglichst umweltschonend. Dank des verträglichen Nebeneinanders von Naturschutz und Nutzung der Wasserkraft sind im Laufe der Jahre in den Anlagen wichtige Lebensräume für bedrohte Tierarten entstanden. In den Uppenbornwerken beispielsweise bilden der Moosburger und der Echinger Speichersee mit dem angrenzenden Auwald einen wesentlichen Bestandteil des 1982 eingerichteten Naturschutzgebiets „Vogelfreistätte Mittlere Isar“. Auch der Echinger Speichersee hat überregionale Bedeutung als Rastplatz für durchziehende Wattvögel und als Brutrevier für bedrohte Vogelarten wie Wespenbussard, Gänsesäger und Raubwürger.