Morgennebel an der Windkraftlage und an der Allianz Arena an der A 99, dem Autobahnring um München herum: Seit 2021 betreiben die SWM im Norden von Freimann Münchens zweite lokale Windkraftlage.

Morgennebel an der Windkraftlage und an der Allianz Arena an der A 99, dem Autobahnring um München herum: Seit 2021 betreiben die SWM im Norden von Freimann Münchens zweite lokale Windkraftlage.

23. Februar 2024 – Anzeige

„Wir haben jetzt die Riesenchance“

Karin Thelen, Geschäftsführerin von SWM, im Gespräch über die regionale Energiewende

Die Stadtwerke München stehen vor einer Herausforderung, so wie viele andere auch: Die Energiewende muss kommen. Doch wie soll sie gelingen, und welche Rolle können Stadtwerke dabei spielen? Darüber sprechen wir mit ihr im Interview.

Frau Dr. Thelen, die SWM sind ein großer Player der Energiewende. Seit 2008 investieren sie in EE-Anlagen in Deutschland und Europa, waren aber auch immer regional aktiv. Nun liegt der Fokus noch stärker auf München und der Region. Welche Rolle spielen dabei kommunale Partnerschaften?

Die SWM haben seit knapp 130 Jahren viel Erfahrung mit erneuerbaren Energien in der Stadt und der Region. Das 1895 erbaute Maxwerk in München ist inzwischen eine Sehenswürdigkeit und gehört zum Stadtbild. Das Uppenbornwerk bei Moosburg und das Leitzachwerk im Landkreis Rosenheim sind seit Jahrzehnten anerkannte Fixpunkte der regionalen Ökostromerzeugung. Mit unserer 2008 gestarteten Ausbauoffensive Erneuerbare Energien haben wir viel Erfahrung in der Geothermie, Photovoltaik und Windkraft gesammelt. Wir sind europaweit aktiv, legen den Fokus mit dem neuen Ressort aber auf die regionale Energiewende. Gerade in unserer dichtbesiedelten Region braucht es dafür kommunale Partnerschaften, um genug Erzeugungskapazität zu schaffen. Deshalb setzen wir auf starke Kooperationen und wollen diese nun systematisch weiter ausbauen.

Im Stadtteil Harthof realisieren die SWM und die GWG München das größte Mieterstromprojekt der Landeshauptstadt.

Im Stadtteil Harthof realisieren die SWM und die GWG München das größte Mieterstromprojekt der Landeshauptstadt.

Gerade im dichtbesiedelten Südbayern ist der weitere Ausbau eine Herausforderung: Viele Menschen wehren sich gegen Anlagen vor der eigenen Haustür. Wo setzen Sie hier an?

Es stimmt, die Energie wird künftig überwiegend an dezentralen Standorten erzeugt und zu den Menschen transportiert. Somit sind wir alle viel stärker mit diesen Anlagen konfrontiert und wollen verständlicherweise auch über Art und Lage mitentscheiden. Wir setzen auf verschiedene Technologien für erneuerbare Energien (EE), insbesondere Geothermie zur Wärmeproduktion, um die Akzeptanz vor Ort zu erhöhen. Die Anlagen sind kompakt und können gut in Kommunen eingesetzt werden.

Dr. Karin Thelen ist seit 1. Juli 2023 Geschäftsführerin Regionale Energiewende der Stadtwerke München (SWM). Die promovierte Biologin arbeitet seit zwölf Jahren 
bei den SWM und hat berufsbegleitend ein wirtschaftswissenschaftliches MBA-Studium abgeschlos-
sen. Als Leiterin der Technischen Qualitätssicherung war sie früh in Prozesse und Planungen konventioneller und regenerativer Energieerzeugung sowie Netze eingebunden.

Dr. Karin Thelen ist seit 1. Juli 2023 Geschäftsführerin Regionale Energiewende der Stadtwerke München (SWM). Die promovierte Biologin arbeitet seit zwölf Jahren bei den SWM und hat berufsbegleitend ein wirtschaftswissenschaftliches MBA-Studium abgeschlos- sen. Als Leiterin der Technischen Qualitätssicherung war sie früh in Prozesse und Planungen konventioneller und regenerativer Energieerzeugung sowie Netze eingebunden.

Welches Angebot machen Sie bayerischen Kommunen?

Wir wenden uns an die kommunalen Entscheidungsträgerinnen und -träger, an die Verwaltungen und kommunalen Gesellschaften in Bayern. Mit der Expertise der Akteure vor Ort sowie den Erfahrungen der SWM als kommunalem Energieversorger haben wir jetzt die Riesenchance, unsere Zukunft und die nachfolgender Generationen zu gestalten. Wir bringen dafür unsere Erfahrung mit dem Bau und Betrieb von EE-Anlagen und der dazugehörigen Netzinfrastruktur ein und unterstützen die Kommunen bei der Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Vielleicht werden wir nicht gleich im ersten Anlauf alles erreichen, was wir uns vornehmen. Aber hochgesteckte Ziele sind wichtig, damit wir uns als Gesellschaft bewegen. Die SWM sind dafür der richtige Partner: 100 Prozent kommunal und erfahren in Planung, Bau und Betrieb von erneuerbaren Erzeugungsanlagen.

Was bringt bayerischen Kommunen die Investition in erneuerbare Energien vor Ort?

Der übergeordnete Nutzen liegt auf der Hand: Regenerative Energieerzeugung spart CO2 ein, dient dem globalen Klimaschutz und sichert den Wirtschaftsstandort Bayern und somit unser aller Zukunft. Vor Ort schaffen Erneuerbare-Energien-Anlagen für Industrie, Gewerbe sowie Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, unmittelbar Ökostrom und Ökowärme zu beziehen. Und nicht zuletzt erhöhen sie auch die eigene Versorgungssicherheit. Die Kommune bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern damit Lösungen an, die Vorgaben des Gesetzgebers regional mitzugestalten. Zudem entstehen Arbeitsplätze beim Infrastrukturausbau sowie im Umfeld der Anlagen. Last but not least generieren Erneuerbare-Energien-Anlagen kommunale Einnahmen.

Wie kann eine Kommune die Menschen vor Ort am besten einbinden?

Wir empfehlen den Kommunen grundsätzlich, Bürgerinnen und Bürger frühzeitig zu informieren und intensiv in die Projektplanung miteinzubeziehen. Dabei unterstützen wir gerne mit Rat und Tat. Unsere Erfahrung zeigt, dass beteiligte Bürgerinnen und Bürger eher Befürworter von Erneuerbaren-Anlagen sind und die Akzeptanz in der Bevölkerung stärken. Konkrete Beteiligungen können je nach Projektvorhaben und Strategie der Kommune zum Beispiel ein regionaler Bürger-Öko-Strom-Tarif oder eine Bürger-Energie-Beteiligung sein.

Viele Kommunen wollen erneuerbare Energien ausbauen. Aber es gibt Hemmschuhe. Was sollte auf der politischen Ebene passieren?

Neben dem Engagement der Kommunen und der SWM braucht es für die Beschleunigung der Energie- und Wärmewende geänderte politische Rahmenbedingungen, Entbürokratisierung und deutlich straffere Genehmigungsverfahren. Wir müssen Brücken bauen, Sorgen ernst nehmen und alle auf dem Weg der Energiewende mitnehmen. Zudem müssen dringend in großem Umfang Flächen für die Windkraft und die Photovoltaik ausgewiesen werden – auch in Bayern. Behörden müssen für die schnellere Abwicklung von Projekten personell besser ausgestattet werden. Und schlussendlich benötigen wir mehr gut ausgebildete Fachkräfte, die die Infrastruktur und die Anlagen bauen, diese anschließen und betreiben.

Das Geothermie-Heizkraftwerk in Sauerlach speist Wärme ins kommunale Wärmenetz und Ökostrom ins überregionale Netz ein.

Das Geothermie-Heizkraftwerk in Sauerlach speist Wärme ins kommunale Wärmenetz und Ökostrom ins überregionale Netz ein.


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