Digitalisierung ist mehr als Technik
Das Land Baden-Württemberg investiert ins Innovationsprogramm „Digitale Schule“
Der „Digitalpakt Schule“ hat die Schulen in Baden-Württemberg in Bezug auf die Ausstattung mit digitalen Endgeräten einen wesentlichen Schritt vorangebracht. Fast eine Milliarde Euro investieren Bund und Land bis 2024 in Ausstattung und digitale Infrastruktur der Schulen. Mit der Technisierung allein ist es allerdings nicht getan.
Digitalisierung muss ein selbstverständlicher Teil von Lehr- und Lernprozessen werden. Dazu gehören unter anderem eine entsprechende Verankerung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, eine adäquate Lernumgebung, altersangemessene digitale Lernangebote für Schüler sowie eine digital gut aufgestellte Schulverwaltung. Dazu soll das Innovationsprogramm ‚Digitale Schule‘ einen wichtigen Beitrag leisten. Der Ministerrat hat dieses Programm am 21. März 2023 beschlossen, wodurch das Land bis 2026 pro Jahr vier Millionen Euro investiert, also insgesamt 16 Millionen Euro.
Gemeinsames Verständnis entwickeln
„Digitalisierung ist mehr als Technik. Die Digitalisierung ist nicht erledigt, wenn eine Schule Tablets und Laptops sowie einen Breitbandanschluss hat. Sie wirkt sich auf alle Bereiche des schulischen Lebens aus. Deswegen ist es wichtig, dass wir ein gemeinsames Verständnis von Digitalisierung haben“, sagt Staatssekretärin und Landtagsabgeordnete Sandra Boser. Sie ergänzt: „Mit unserem Innovationsprogramm wollen wir die Digitalisierung weiter in der Fläche umsetzen und die digitale Schulentwicklung mittelbar und unmittelbar fördern. Wir wollen zudem zeigen, was möglich ist, und Schulen, Schulträgern und Lehrkräften Impulse geben.“
Verschiedene Projekte in vier Handlungsfeldern gefördert
Für die Digitalisierung hat das Kultusministerium vier Handlungsfelder identifiziert, die von allen Akteuren bearbeitet werden sollten: die Infrastruktur und Ausstattung der Schulen, die Aus-, Fort- und Weiterbildung, das Lernen und Lehren sowie Prozesse und Organisation. In diesen vier Handlungsfeldern werden jeweils verschiedene Projekte mit Mitteln des Landes gefördert.
Medienkompetenzrahmen
In der Aus-, Fort- und Weiterbildung ist ein gemeinsames Verständnis von Digitalisierung besonders wichtig. Anhand des europäischen Kompetenzrahmens für Lehrkräfte (DigCompEdu) wird das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) daher einen neuen, verbindlichen phasenübergreifenden Medienkompetenzrahmen für die zweite (Ausbildung im Referendariat) und dritte Phase (Weiterbildung) der Lehrkräftebildung in Baden-Württemberg erarbeiten. Passend dazu wird das ZSL ein Tool für Lehrkräfte entwickeln, mit dem sie ihren Fortbildungsbedarf zu Fragen der Medienbildung und Digitalisierung ermitteln können, um passgenaue Fortbildungsangebote buchen zu können.
Robotik in der Grundschule
Um die Digitalisierung im Bereich Lehren und Lernen noch stärker zu verankern, werden mit dem Innovationsprogramm verschiedene Angebote für den Unterricht bereitgestellt. Für Grundschulen gibt es bereits zahlreiche Angebote, um Kinder spielerisch mit Robotik vertraut zu machen. Damit können Kinder schon früh an die Digitalisierung herangeführt werden und wichtige Kompetenzen erwerben. Das Landesmedienzentrum (LMZ) wird 101 Grundschulen dafür entsprechende Fortbildungen, die entsprechende Technik und Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen. Diese müssen das Gelernte an mindestens eine Nachbarschule weitergeben und dadurch das Wissen multiplizieren. Im Bereich der Sekundarstufe I (Klasse 5-10) soll es ein ähnliches Angebot zum ‚Computational Thinking‘ für 101 Schulen geben.
Modelle neuer Raumgestaltung
Im Bereich der Infrastruktur und Ausstattung der Schulen wird das Land zum Beispiel am ZSL und am LMZ Anschauungsräume für eine unterstützende Lernraumgestaltung einrichten. „Mit zunehmender Digitalisierung werden Schülerinnen und Schüler zunehmend autonomer und individueller lernen und arbeiten. Die Klassenräume sind bisher aber eher auf einen lehrerzentrierten Unterricht ausgerichtet: Die Schülerinnen und Schüler sitzen in Reihen mit Blick auf die Tafel. Ein guter (digitaler) Unterricht ist kollaborativer und verlangt deshalb auch eine andere Raumgestaltung. Diese möchten wir in den Anschauungsräumen als Vorbild zeigen und für Lehrkräfte in der Fortbildung erlebbar machen“, sagt Staatssekretärin Boser.
Individuellen Digitalisierungsgrad messen
Die Schulen sollen aber auch für die eigenen Prozesse und die Organisation Unterstützung bekommen. Dabei hilft das Tool ‚Digitale Schule‘, welches das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) entwickelt hat. „Mit dem Tool können Schulen herausfinden, wo sie bei der Digitalisierung stehen, wo es noch Handlungsbedarf gibt und wo sie bereits sehr gut dastehen“, erklärt die Staatssekretärin. Dabei werden neben den Lehrkräften auch die Schüler in die Befragung einbezogen. Auf diese Weise erhält die Schule ein umfangreiches Bild zu ihrem Digitalisierungsgrad und kann entsprechende Entwicklungsschritte einleiten. „In diesem Handlungsfeld geht es aber auch darum, schulische Organisations- und Kommunikationsprozesse durch digitale Instrumente und Werkzeuge zu unterstützen und im Sinne einer Kultur der Digitalität nutzbar zu machen. Deswegen möchten wir mit unserem Innovationsprogramm auch kleinere Verfahren in der Schulverwaltung, die aber ein hohes Entlastungspotenzial bieten, angehen“, erklärt Sandra Boser.
Weitere Informationen zum „Digitalpakt Schule“:
https://km-bw.de/,Lde/startseite/schule/DigitalPakt+Schule