Personal: die eklatante Mangellage
Resolution zum Fachkräftemangel im sozialen und pädagogischen Bereich
Das eklatante Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften erreicht in Berufen in den Bereichen Sozialarbeit, Erziehung und Pflege bundesweit mittlerweile traurige Rekorde. Mit einer Resolution gegen den Fachkräftemangel im sozialen und pädagogischen Bereich hat die Stadt Augsburg gemeinsam mit vielen Unterstützern Anfang des Jahres ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgelegt und es Bayerns Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf überreicht. Die Resolution stieß auch andernorts auf großes Echo.
Unter den zehn Berufen mit dem größten Fachkräftemangel sind laut einer Erhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) fünf dem sozialen beziehungsweise dem Gesundheitssektor zuzuordnen. Bei der Berufsgruppe der Sozialarbeit und Sozialpädagogik klaffte demnach im Jahresdurchschnitt 2021/2022 die größte Lücke: Von den bundesweit knapp 26.500 offenen Stellen gab es der Erhebung zufolge für knapp 20.600 keine passend qualifizierten Arbeitslosen.
Die Augsburger Sozialverwaltung kann ein Lied davon singen: Bewerbungsverfahren für sozialpädagogische Fachkräfte laufen teilweise ins Leere, auf Stellenausschreibungen meldet sich schlichtweg kein einziger Bewerber. Ganztagsbetreuung, Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, all diese Themen verschärfen die Lage: Der Bedarf an guter Bildung und an bedarfsorientierter Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.
Gleichzeitig sind alleine in den städtischen Kitas und Kindergärten in Augsburg etwa 70 Stellen unbesetzt, was zu 400 fehlenden Betreuungsplätzen führt. Es fehlen Fachkräfte überall, wo Menschen persönliche Begleitung für die Lösung sozialer Probleme brauchen.
Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Augsburg eine Resolution vorgelegt, die den Fokus deutlich auf diese große Herausforderung lenkt und Handlungsnotwendigkeiten über die staatlichen Ebenen hinweg formuliert. Und dabei hat sie großes Gehör gefunden: Mehr als 50 Einrichtungen unterstützen diese Erklärung, darunter das Rote Kreuz, der Kinderschutzbund, der Stadtjugendring Augsburg, zahlreiche Elterninitiativen und weitere Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Gemeinsam fordern sie darin Verwaltungs- und Verfahrenserleichterungen, Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensiven, Imagekampagnen und finanzielle Zusagen.
Kommunen benötigen Unterstützung durch den Bund
„Als Stadt Augsburg werden wir uns nie aus unserer sozialen Verantwortung verabschieden“, so Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber. „Aber wir brauchen einen Schulterschluss über die Stadt hinaus mit dem Freistaat Bayern und dem Bund, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Deshalb haben wir mit unseren Partnerinnen und Partnern in der Stadt Augsburg ein umfassendes Maßnahmenpaket formuliert. Wir brauchen mehr Fachkräfte, mehr Ausbildungsplätze, mehr Lehrkräfte. Auch der Wiedereinstieg nach Auszeiten muss erleichtert werden.“
Sechs konkrete Forderungen umfasst die vierseitige Resolution: Sie zielt darauf ab, mehr Ausbildungskapazitäten zu schaffen, mehr Fachkräfte zu gewinnen, das Berufsimage im pädagogischen und im sozialen Bereich aufzuwerten, Fachkräfte zu binden und zu sichern, den Lehrkräftemangel nachhaltig zu beheben und einen erfolgreichen Wiedereinstieg nach Auszeiten zu ermöglichen. „Uns fehlt bereits jetzt überall qualifiziertes Personal: Angefangen bei der Kindertagesbetreuung, über die Schule bis zum Ganztag und der Schulkindbetreuung“, stellt die Zweite Bürgermeisterin und Referentin für Bildung und Migration Martina Wild fest. „Schon jetzt müssen vereinzelt schulische Angebote eingestellt werden, Stunden im gebundenen Ganztag werden reduziert und Kinder können in der Kita keinen Platz erhalten, weil die Erzieherin, der Erzieher fehlt. Diese Herausforderung wird durch den kommenden individuellen Rechtsanspruch auf eine hochwertige ganztägige Betreuung der Grundschulkinder in den nächsten Jahren noch größer werden.“
Augsburgs Sozialreferent Martin Schenkelberg ergänzt: „Auch die offene Kinder- und Jugendarbeit und der Kinderschutz sind vom Fachkraftmangel betroffen. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene brauchen unsere Hilfe. Dafür braucht es mehr geschultes, qualifiziertes Personal im sozialpädagogischen und psychologischen Bereich, aber auch in der Verwaltung und in Berufen des Gesundheitssektors.“
Mit der Resolution hat Augsburg einen Nerv getroffen, das zeigt die große Resonanz: Auch die schwäbischen Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen, Donau-Ries, Günzburg, Neu- Ulm, Lindau (Bodensee), Unterallgäu, Oberallgäu und Ostallgäu sowie die kreisfreien Städte Kaufbeuren, Kempten und Memmingen stehen hinter der Augsburger Erklärung.
Weitere Informationen:
Die komplette Resolution im Wortlaut steht zum Herunterladen
zur Verfügung unter: www.augsburg.de/resolution