Fairer Handel – das ist ausgezeichnet
Die Hauptstädte des Fairen Handels 2023 stehen fest / Gewinner-Kommunen zeigen, wie Engagement für weltweit gute Arbeitsbedingungen funktioniert
Fairer Handel und faire Beschaffung – damit tragen viele Gemeinden, Städte und Landkreise in Deutschland zu fairen Arbeitsbedingungen im globalen Süden bei. Das kommt Arbeiterinnen in Textilfabriken in Bangladesch oder Feldarbeitern auf Kaffeeplantagen in Ecuador zugute. Jene Kommunen, die sich in den vergangenen Jahren besonders erfolgreich oder innovativ für den fairen Handel engagiert hatten, erhielten am 5. Oktober in Fürth die renommierte Auszeichnung „Hauptstadt des Fairen Handels“. Für noch nicht im fairen Handel aktive Kommunen hatten die Preisträger in Fürth auch ein paar Tipps parat.
München, Ingelheim am Rhein und Sankt Peter-Ording sind die Hauptstädte des Fairen Handels 2023. Mit dem Preis zeichnet die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nachahmungswürdiges Engagement für den fairen Handel und für faire Beschaffung aus. Schirmherrin des Wettbewerbs ist Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Noch nie war der 2003 ins Leben gerufene Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ so begehrt wie in diesem Jahr: 125 Kommunen aus allen 16 Bundesländern hatten sich beworben und auf die Auszeichnung und die damit verbundenen Preisgelder von 35.000 Euro für die Erst-, 20.000 Euro für die Zweit- und 15.000 Euro für die Drittplatzierten gehofft.
München: Fairer Handel tief verwurzelt
Die bayerische Landeshauptstadt wollte schon lange „Hauptstadt des Fairen Handels“ werden. Seit 2003 nahm sie fast immer am Wettbewerb teil. In Fürth konnte sie dann endlich den mit 35.000 Euro dotierten ersten Preis entgegennehmen. Entsprechend stark und breit hat sich das Engagement Münchens für den Fairen Handel über die Jahre entwickelt. Das von der Stadt geförderte Bündnis Fairtrade Stadt München unterstützt die Zivilgesellschaft und die Verwaltung finanziert eine Stelle beim Nord Süd Forum München e. V.. Auch bei der fairen Beschaffung ist München Vorreiter. Der Stadtrat hat die Produktgruppen, bei deren Einkauf soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden müssen, immer mehr ausgeweitet. Sie schließen heute etwa Sportbälle, Natursteine und Blumen ein.
Ingelheim nimmt seine Bevölkerung mit
Die rheinland-pfälzische Stadt am Rhein überzeugte die Jury mit ihrer Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung, einem kommunalen Weiterbildungszentrum, das gesellschafts- und entwicklungspolitische Themen und auch die Ideen des fairen Handels in die Bevölkerung trägt. Zudem hat die Verwaltung von Ingelheim die faire Beschaffung fest in ihren Strukturen verankert. Mit der kombinierten Fairen Interkulturellen Woche ermutigt Ingelheim die Bevölkerung, mit kleinen Taten im Alltag zu Fairness und Vielfalt
beizutragen. So lud die Stadt etwa die Bürger zu einer fairen Tea Time an einer langen Tafel auf dem Sebastian-Münster-Platz ein.
Sankt Peter-Ording: Tourismus und fairer Handel im Duo
Jährlich kommen bis zu 1,5 Millionen Urlauber nach Sankt Peter-Ording an der Nordsee. Weil die nur 4.000 Einwohner zählende Gemeinde Gastronomie, Hotels und Einzelhandel mit Business-to-Business-Events in seine Aktivitäten zum fairen Handel einbindet, erzielt sie eine enorme Hebelwirkung. Fairer Handel ist in dem Tourismus-Ort sichtbar und präsent. Ein Highlight sind etwa die Stadtwetten, mit denen die Fairtrade-Steuerungsgruppe Bürgermeister Jürgen Ritter herausfordert. Im September verlor er die Wette, dass täglich weniger als 300 Getränke im Mehrwegbecher getrunken werden. Es waren 572. Um seine Wettschuld zu begleichen, schenkte der Bürgermeister auf dem Wochenmarkt fair gehandelten Kaffee aus.
Sonderpreise für besonderes Engagement
Der Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ hält zudem vier Sonderpreise bereit. Speyer erhielt den 2023 erstmals vergebenen Sonderpreis „Geschlechtergerechtigkeit und Fairer Handel“. Die Stadt Ebern gewann den Publikumspreis und Amberg wurde für die Initiative „Zukunftsakademie“ ausgezeichnet, die in Schulen bei Unterrichtsausfall das Thema Fairer Handel platziert. Monheim am Rhein erhielt einen Sonderpreis für das Projekt „Faire Kamelle“ im Straßenkarneval.
Nachahmen erwünscht
„Die teilnehmenden Kommunen sind Vorbilder und machen anderen Städten Mut, ihren konkreten Schritten zu mehr Nachhaltigkeit zu folgen“, so Dr. Bärbel Kofler,
Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), bei der Preisverleihung. So hatten die Gewinnerkommunen in Fürth auch einige Tipps für interessierte Kommunen. Gerhard Gorzellik, stellvertretender Bürgermeister von Köngen, sagte: „Es ist wichtig, die Themen in den Zivilgesellschaft zu verankern. Und die Politik vor Ort muss bereit ist, Fairtrade und faire Beschaffung zu unterstützen.“ Annika Dotor de Pradas, Abteilungsleiterin für Interkulturalität und Städtepartnerschaften in Monheim, riet, die Perspektive jener Menschen zu erzählen, denen der Faire Handel zugutekommt. Und der Tipp von Sebastian Rischen, Nachhaltigkeitsmanager in Sankt Peter-Ording: „Ganz wichtig: anfangen!“ Der Rest ergebe sich dann fast von allein.
Gewinnerkommunen „Hauptstadt des Fairen Handels 2023“:
Kleinstädte:
- 1. Platz: Sankt Peter-Ording,
- 2. Platz: Herrieden,
- 3. Platz: Gemeinde Köngen
Mittelstädte:
- 1. Platz: Ingelheim am Rhein,
- 2. Platz: Markkleeberg,
- 3. Platz: Landkreis Cochem-Zell
Großstädte:
- 1. Platz: München,
- 2. Platz: Heidelberg,
- 3. Platz: Bremerhaven
Sonderpreise:
- Amberg und Monheim am Rhein, Speyer (Sonderpreis Geschlechtergerechtigkeit), Ebern (Publikumspreis)
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