Wohin nur mit den Problemabfällen?
Schadstofferfassung muss flächendeckend und bürgerfreundlich sein
Schadstoffhaltige Abfälle stellen ein Gefahrenpotential für die menschliche Gesundheit, die Luft, den Boden und das Wasser dar, wenn sie nicht fachgerecht entsorgt werden. Eine ordnungsgemäße Entsorgung steht und fällt jedoch mit dem flächendeckenden Angebot kommunaler Sammelangebote und deren bürgerfreundlicher Ausgestaltung. Kommunen stehen vor der Herausforderung, die Sammelmöglichkeiten auf ein sehr gutes Niveau anzuheben.
Wohin mit Bauschaumdosen und Energiesparlampen?
Schadstoffbelastete Abfälle stellen aufgrund ihrer giftigen, wassergefährdenden oder ätzenden Eigenschaften eine besondere Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Deshalb gelten für die Entsorgung dieser Abfälle besondere Vorgaben, wie die Annahme durch geschulte Personen, eine strikte Getrennthaltungspflicht und sichere Lagerung. Bürgern bleibt deshalb nur der Weg zur kommunalen Schadstoffannahmestelle.
Herkömmliche Entsorgungswege über den Restabfall, gelben Sack oder die Sperrmüllsammlung sind verboten. Kommunen tragen deshalb eine besondere Verantwortung zum Schutz der Bürger und Umwelt vor falsch entsorgten Sonderabfällen, wie zum Beispiel Energiesparlampen mit Quecksilber oder Bauschaumdosen mit der Chemikalie Methylendiisocyanat. Voraussetzung für eine erfolgreiche Sammlung und umweltgerechte Entsorgung solcher Abfälle sind flächendeckende und bürgerfreundliche Rückgabemöglichkeiten. Nur dadurch lässt sich die Schadstoffbelastung des Hausmülls verringern und ein hochwertiges Recycling in effektiven Stoffkreisläufen realisieren.
Testbesuche der Umwelthilfe legen Probleme offen
Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe (DUH) untersuchte Ende 2016 die Rückgabemöglichkeiten schadstoffhaltiger Abfälle in insgesamt 109 Landkreisen und kreisfreien Städten unter anderem in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Das Ergebnis: In 32 der untersuchten Kommunen standen Verbrauchern keine festen oder regelmäßig geöffneten Sammelstellen zur Rückgabe schadstoffhaltiger Abfälle zur Verfügung. Zudem stellte die DUH fest, dass bei mehr als 70 Prozent der untersuchten stationären Rücknahmestellen die Bürgerfreundlichkeit mangelhaft war.
Neben dem Vorhandensein stationärer Sammelstellen wurden auch Öffnungszeiten, die korrekte Einsortierung von Problemabfällen, weiterführende Informationen zur Schadstoffentsorgung, die Beschilderung auf dem Schadstoffhof sowie Entsorgungshinweise von Mitarbeitern getestet.
Schadstoffmobile sollten Sammelhöfe ergänzen und nicht ersetzen
In 32 von 109 untersuchten Landkreisen und Städten wurden ausschließlich mobile Sammelfahrzeuge eingesetzt oder eine Abgabe von Schadstoffen war nur an wenigen Tagen im Jahr möglich. Viele Verbraucher haben zu Hause keinen Platz, um Bauschaumdosen, Energiesparlampen, Lacke oder Medikamente so lange zu sammeln, bis ein Mal im Jahr ein Schadstoffmobil für zwei Stunden auf einem Marktplatz hält. Schadstoffmobile können stationäre Sammelstellen nur ergänzen, aber nicht ersetzen. Verbraucher müssen in zumutbarer Entfernung regelmäßig eine Möglichkeit erhalten, Schadstoffe ordnungsgemäß zu entsorgen.
Öffnungszeiten auch für Berufstätige
Um Bürgern die ordnungsgemäße Entsorgung von Problemabfällen zu erleichtern, sollten Schadstoffsammelstellen möglichst durchgehende und auch für Berufstätige gut wahrnehmbare Öffnungszeiten haben. Nach Einschätzung der DUH sollte ein Wertstoffhof mit Schadstoffannahme im besten Fall 40 Stunden pro Woche erreichbar sein, mindestens einmal in der Woche einen langen Öffnungstag haben und durchgehend geöffnet sein. Ausgangspunkt für diese Einschätzung sind Best Practice Beispiele, wie zum Beispiel viele Wertstoffhöfe in München.
Beschilderung auf dem Sammelhof
Eine Beschilderung auf dem Sammelhof kann helfen, damit sich Besucher gut zurecht finden. Laut einer aktuellen Umfrage des Abfallwirtschaftsbetriebs München empfinden Bürger Hinweisschilder grundsätzlich als unterstützend. Darüber hinaus können sich auch neue Mitarbeiter schneller und einfacher auf der Sammelstelle zurechtfinden.
Mitarbeiterschulung und weiterführende Informationen
Als weiterführende Informationen können zusätzlich zu einer mündlichen Beratung Flyer, Broschüren oder andere Infomaterialien ausgelegt werden. Als besonders positiv werden von Verbrauchern Fibeln zur Schadstoffsammlung wahrgenommen, die darüber informieren was Schadstoffe sind, woran man sie erkennt und wie sie korrekt entsorgt werden. Wertstoffhofmitarbeiter sollten auf Nachfrage keine falschen Antworten geben, da Bürger ihr Sammelverhalten ansonsten in Frage stellen. So erhielten DUH-Testbesucher wiederholt Auskünfte Bauschaumdosen und Energiesparlampen im Hausmüll zu entsorgen.
Vorbildliche Schadstoffsammlung
Insgesamt erhielten 21 Prozent der von der DUH untersuchten Sammelstellen eine sehr gute Bewertung der Bürgerfreundlichkeit. Das ist noch zu wenig, zeigt aber, dass eine verbraucherfreundliche Sammlung von Problemabfällen, wie Energiesparlampen und Bauschaumdosen, möglich ist und vielerorts praktiziert wird.
In Deutschland wird pro Kopf und Jahr lediglich ein Kilo Problemstoffe über die Wertstoffhöfe gesammelt. Einzelne besonders serviceorientierte Wertstoffhöfe, wie zum Beispiel in der saarländischen Gemeinde Mettlach, kommen auf 3,8 Kilogramm Problemstoffe. Das saarländische Sammelmodell nach dem Luxemburger Konzept SuperDrecksKescht zeigt, wie wirkungsvoll eine serviceorientierte, saubere und akkurate Sammlung sein kann.
Weitere Informationen erhalten Sie von der Bundesgeschäftsstelle Berlin der Deutschen Umwelthilfe bei:
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
Hackescher Markt 4
10178 BerlinTel. +49 30 2400 867-43
Fax. +49 30 2400 867-19
E-Mail. fischer@duh.de