Zwei kleine, blonde Mädchen haben Spaß auf einem Spielplatz.

Die Bedürfnisse von Eltern und Kindern haben sich in den letzten 20 Jahren stark verändert.

6. Juni 2023

Wie stark arbeiten Kommunen mit Kita-Trägern zusammen?

Seit zehn Jahren, seit 2013, haben Kinder mit Vollendung des ersten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Für diesen habe die jeweilige Kommune Sorge zu tragen. Zeitgleich hat sich der Bedarf an Betreuungsplätzen sehr stark verändert. Kinder – auch schon die Kleinsten – verbringen viel mehr Zeit in Kitas. Ein Grund mehr, dass Kommunen und Träger enger zusammenarbeiten sollten.

 

Von Vorteil ist die Zusammenarbeit mit freien Trägern

Portrait Marko Kaldewey

Marko Kaldewey ist Landesvorsitzender des Deutschen Kitaverbandes Baden-Württemberg.

Marko Kaldewey: „Die Kita-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert.“

„Seit 2013 haben Kinder mit Vollendung des ersten Lebensjahres in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Dieser liegt bei der Kommune. Aber schon das Sozialgesetzbuch VIII spricht in §3 (1) davon, dass die Jugendhilfe gekennzeichnet sei ‚durch die Vielfalt von Trägern unterschiedlicher Wertorientierungen und die Vielfalt von Inhalten, Methoden und Arbeitsformen‘. Die öffentliche Jugendhilfe solle gemäß des Subsidiaritätsprinzips sogar von eigenen Maßnahmen absehen §4 (2), ‚soweit geeignete Einrichtungen, Dienste und Veranstaltungen von anerkannten Trägern der freien Jugendhilfe betrieben werden oder rechtzeitig geschaffen werden können.‘
Die Kita-Landschaft hat sich seit Einführung des Rechtsanspruchs stark verändert: Kinder verbringen heute viel mehr Zeit in der Kita als früher. Sie starten ihre Kita-Zeit häufig im Alter von einem Jahr und verbringen dort oft acht Stunden oder mehr täglich. Gleichzeitig hat sich das pädagogische Verständnis über die Kitas als Bildungseinrichtungen grundlegend verändert.
Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für den Kita-Bereich (PISA-Schock, U3-Ausbau, Corona-Pandemie, Fachkräftemangel) hat stark zugenommen. Neue Trägergruppen sind auf den Plan getreten und haben für Innovationen gesorgt. Die freien (sozialunternehmerischen) Kita-Träger haben einen wesentlichen Anteil am Krippen-Ausbau der letzten Jahre und bringen sehr viel Know-how in die frühkindlichen Bildung mit, da Kinderbetreuung, -bildung und -erziehung ihre Kernaufgabe und Kernkompetenz sind.

Trotz der Ausbaubemühungen geben immer noch viele Eltern an, dass sie für ihr Kind keinen Betreuungsplatz bekommen haben – vor allem bei U3-Kindern. Die Länder und Kommunen müssen also weiterhin großes Gewicht auf den Ausbau des Betreuungsangebotes legen. Freie Träger müssen beim Aufbau neuer Einrichtungen unterstützt werden, damit eine Angebotsvielfalt sichergestellt werden kann, die den unterschiedlichen Bedarfen der Familien entspricht. Erheblichen Bedarf gibt es auch bei der Ausweitung der Betreuungszeiten. 67 Prozent aller Einrichtungen in Westdeutschland schließen vor 17 Uhr (2018). In Baden-Württemberg können gerade einmal 27 Prozent der Kinder im Alter von drei Jahren bis Schuleintritt eine Einrichtung mehr als 35 Stunden die Woche besuchen. Der Fachkräftemangel bei Erziehern steht dem Ausbau aktuell zusätzlich entgegen.

 

Buntes Kinderspielzeug

Spielerisch Lernen und Betreuen sind nicht mehr die einzigen Ziele von Kitas und Kindergärten. Das pädagogische Verständnis über die Kitas als Bildungseinrichtungen hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert. Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für den Kita-Bereich hat stark zugenommen.

 

Bei der Zusammenarbeit von kleineren Gemeinden und freien Trägern ist es deshalb wichtig, gemeinsam flexible, „atmende“ Lösungen zu finden, zum Beispiel wenn sie der Bekämpfung des Fachkräftemangels dienen. Die Gemeinde kann die Partnerschaft bei der Kinderbetreuung verbessern, indem sie beispielsweise über ihr Netzwerk in die Zivilgesellschaft Kooperationen mit lokalen Musik- und Sportvereinen anstößt. Auch die Initiierung gemeinsamer Trägertreffen, Qualitätsdialoge oder Ähnliches mit allen kommunalen und freien Einrichtungen einer Gemeinde dient dem Austausch und der gegenseitigen Wertschätzung.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch ein faires Finanzierungsmodell. Aufgrund der Kommunalisierung der Kitas hat jede Kommune ihr eigenes Fördersystem für die Kinderbetreuung entwickelt oder vereinbart mit freien Trägern individuelle Modelle. Für die Träger bedeutet das, bei sich verändernden Kosten und zusätzlichen Leistungen, Zuschüsse immer wieder neu verhandeln zu müssen. Zur Sicherung der frühkindlichen Bildung ist aber eine verlässliche Finanzierung durch die jeweilige Kommune eine Grundvoraussetzung.
Was ein Kitaplatz kostet, lässt sich recht verlässlich ermitteln. Die durchschnittlich errechneten Personal- und Sachkosten (einschließlich eines Anteils für Investitionen) ergeben die Basis. Diese ermittelten Kosten pro Platz sind Grundlage der Zuwendungen der Kommunen. Die berechneten Posten für Personal- und Sachkosten sind entsprechend der Tarif- und Preisentwicklung regelmäßig anzupassen und bilden das Standardangebot ab. Höhere Standards und darüber hinaus gehende spezifische Angebote sollten durch Elternbeiträge abgedeckt werden.
Sind diese Voraussetzungen gegeben, entsteht im Sinne der Bildungsgerechtigkeit sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Win-Win-Win-Situation für die Familien, die Gemeinde und die freien Kita-Träger.“

 

Tagesausflug mit Kita-Kindern

Um Kindern neue Perspektiven zu bieten, zum Beispiel durch Tagesausflüge in Museen, benötigen Kindertagesstätten ausreichend Fachpersonal, das für eine adäquate Betreuung sorgt.

 

Kontakt:
Deutscher Kitaverband
Bundesverband freier unabhängiger Träger von Kindertagesstätten e.V.
Französische Straße 12
10117 Berlin
Tel.: +49 30 20 188-334
kontakt@deutscher-kitaverband.de
www.deutscher-kitaverband.de

 

Weitere Statements zum Thema von:
Bettina Stäb, Stabsstellenleiterin „Frühkindliche Bildung und Soziales“, Gemeindetag Baden-Württemberg
Walter Beyer, stellvertretender Landesvorsitzender des VBE in Baden-Württemberg

Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!

 

_________________________

 

Diskutieren Sie mit!

 

Wie lässt sich die Kinderbetreuung in unseren Gemeinden und Städten attraktiver gestalten?
Wie können neue Erzieher gewonnen werden?
Welche Voraussetzungen müssten hierfür geschaffen werden?

Haben Sie selbst Erfahrungen in diesem Bereich?
Wir sind gespannt auf Ihre/Eure Statements!

 


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Redaktion KOMMUNALtopinform
Verlag und Medienhaus Harald Schlecht
Auf dem Schildrain 8
78532 Tuttlingen

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17. April 2024


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