Was wünschen sich Kinder und Jugendliche an ihrem Wohnort?
KOMMUNALtopinform wollte wissen, wie Kommunen sich mit den Wünschen und Zielen ihrer jüngsten und jüngeren Bürger auseinandersetzen
Als junger Mensch ist es bisher nicht überall möglich, am eigenen Wohnort Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Es gibt zwar – besonders in Baden-Württemberg – Jugendgemeinderäte oder Jugendstadträte, aber nicht in allen Orten der Bundesrepublik. Ein guter Grund, sich als politisch Verantwortlicher stärker mit den Ideen und Wünschen der Jüngeren zu befassen.
Doch wie macht man das? Am besten, indem man zusammenarbeitet! Das fanden auch die Verantwortlichen im oberfränkischen Landkreis Kulmbach und so machten sie sich an die Arbeit.
So werden Zukunftswerkstätten zur Fundgrube für Kommunalpolitiker
Jürgen Ziegler: „Eine Herausforderung war, wie Jugendliche angesprochen und eingeladen werden können.“
„Im Frühjahr 2013 stellte uns der Bürgermeister der Stadt Stadtsteinach, Roland Wolfrum, die Frage, ob wir denn wüssten, was junge Menschen sich von ihrer Gemeinde erwarten würden. Eine Frage, die wir aus dem Stegreif nicht gleich beantworten konnten. Da es im Landkreis Kulmbach eine sehr gute, enge und vertrauensvolle Kooperation zwischen der Landkreisjugendarbeit und dem Kreisjugendring Kulmbach gibt, haben wir uns mit den Verantwortlichen der Stadt Stadtsteinach getroffen, um gemeinsam Antworten zu finden. Leider haben wir keine umfassende Klärung herbeiführen können. Letztendlich war es dann schnell klar: Wir mussten die Jugendlichen selbst fragen.
Nach vielen Treffen entwickelten wir ein Veranstaltungsformat, das speziell auf die 12- bis 18-Jährigen abgestimmt war. Aber, die größte Herausforderung war natürlich: Wie konnten Jugendliche angesprochen und eingeladen werden? Jeder Jugendliche erhielt ein persönliches Anschreiben und wurde von den Jugendbeauftragten zusätzlich noch persönlich eingeladen. Und tatsächlich, am Veranstaltungstag erschienen dann knapp über 60 Prozent der eingeladenen Jugendlichen.
Eine Resonanz, die alle Erwartungen bei Weitem übertroffen haben. Die Jugendlichen wurden dann auf drei Themenecken aufgeteilt und im Laufe des Abends haben alle Besucher alle Ecken bearbeiten können. In der ersten Ecke wurde an einem großen Ausdruck des Stadtplanes abgefragt, was es zu Gebäuden, Straßen und Plätzen zu berichten gibt. So war das Tornetz am Bolzplatz kaputt, Mülleimer fehlten oder es fehlten Freiflächen. In der nächsten Ecke wurde gefragt, was in der Gemeinde gut beziehungsweise was schlecht ist, wann Jugendliche überhaupt freie Zeit für Vereinsangebote haben und welche Freizeitangebote sie sich wünschen. In der letzten Ecke gibt es die Möglichkeit, alles das loszuwerden, was in den bisher nicht inhaltlich dazu gepasst hat. Jede Ecke wurde von uns moderiert und die anwesenden Kommunalpolitiker hatten eine andere sehr wichtige Aufgabe. Sie versorgten die Besucher mit Essen und Trinken. Am Ende des Abends gab es vom Bürgermeister das erste Feedback auf die vielen Wünsche und Vorschläge und es wurden konkrete Aussagen getroffen. Wir haben dann alle Vorschläge genau dokumentiert und anschließend mit den verantwortlichen Politikern besprochen. Wichtig war und ist jedoch, dass die jungen Menschen auch aktiv in die Umsetzung mit eingebunden werden, denn diese wissen ja konkret, was sie sich wünschen und wie es denn genau passieren soll. Mittlerweile haben wir alleine im Landkreis Kulmbach 15 verschiedene Zukunftswerkstätten durchgeführt. An diesem Abend erfahren Kommunalpolitiker punktgenau, welche Erwartungen junge Menschen an die Gemeinde haben und können gemeinsam die Lebenswelt junger Menschen verändern.“
Weitere Informationen:
www.kjr-ku.de/jugendarbeit/fur-gemeinden/zukunftswerkstatt
Kontaktdaten:
Landkreisjugendarbeit und Kreisjugendring Kulmbach
Konrad-Adenauer-Str. 5
95326 Kulmbach
Tel.: + 49 9221 707222
ziegler.juergen@landkreis-kulmbach.de; info@kjr-ku.de
www.kjr-ku.de
www.landkreis-kulmbach.de
Weitere Statements zum Thema von:
– Christiane Hillig, Geschäftsführerin von LAG Mobile Jugendarbeit/Streetwork BW e. V. in Stuttgart
– Nadia Lazar, Fachreferentin für Kinder- und Jugendbeteiligung
– Ralf Broß, Oberbürgermeister von Rottweil
Wir bedanken uns ganz herzlich dafür!
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Diskutieren Sie mit!
Welche Möglichkeiten kennen Sie, Kinder und Jugendliche zu erreichen und aus schwierigen Situationen herauszuholen?
Welche weiteren Institutionen haben es sich zur Aufgabe gemacht, unsere jüngsten Altersgruppen mit Hilfestellungen zu unterstützen?
Führen Sie selbst so eine Institution?
Wir sind gespannt auf Ihre/Eure Erfahrungen!